June 30, 2010

Rhetorisch verbarrikadierte Betstuben


06/28'10

Welches "Durcheinander" denn? Nur weil dir von dem Medien-Theater der Kopf schwirrt, muss das noch lange nicht heißen, dass das empfundene Chaos auch tatsächlich existiert.
"Wer Klarheit will, muss sich zur Gipfelregion aufmachen."
So dachte auch Nietzsche und landete in der Jenaer Psychiatrie.
"Niemand kann zwei Herren dienen" – Untertanengeist aus dem Lehrbuch.
Nicht wie er in den 66 Büchern der Fibel steht, aber definitiv wie im römischen Amtsglauben. Und dann sowieso als ultramontanes Konzentrat in den Exerzitien und Statuten der tempelritterlichen Jesuiten.

"Gerechtigkeit schafft Frieden" – na der Spruch macht sich gut vor einem Hintergrund aus "Geröllhalden" massenhaft vergaster Menschenleiber, die den "religiösen Dimensionen" kirchlich und (mit kirchlicher Unterstützung) schließlich politisch geschürten Hasses auf Andersdenkende zum Opfer fielen, wobei gerade Eugen Pacelli (als Staatssekretär wie auch als "heiligster aller Väter") bei der Juden-Verleumdung ganz vorne mit dabei war und wie die meisten "lieben Christen" jegliche Nächstenliebe über Bord warf und das achte Gebot universaler Selbstverständlichkeiten mit Hingabe vergewaltigte.
Natürlich nicht "ohne göttliche Hilfe" (made by catholic ideology), versteht sich.

Ich will dir mal was in dein "rosarotes" (mit den Brillen hast du angefangen) Weihrauchwölkchen aus Bibel-Mystizismus hinein flüstern bzw. weitersagen:

"I said, I would proof the connection between the Vatican and the Holocaust with one word, and the one word is 'Holocaust', the word Holocaust. [...] This word was extinct. It did not exist until it was resurrected by the Vatican and the Jesuits. This word did not exist. [...] For all the articles written and for all the stories pronounced about the Holocaust, not one person had the honesty to stand up and say, this is what the word means. The word means a ritual sacrifice of burning."
Frank O'Collins on April 27, 2009, on The Investigative Journal

Aber sowas wirst du wahrscheinlich als "kleinkrämerisches Gemäkel" sofort ad acta legen und keinen Gedanken mehr daran verschwenden, hab ich recht? Solchen Informationen nachzugehen, verbietet ja die Unverrückbarkeit einmal für unverrückbar erklärter Offenbarungen, nicht wahr? Es wäre im wahrsten Sinne des Wortes verrückt, sich auch nur um Haaresbreite von ihnen abbringen zu lassen. Und von solcherlei Verrücktheiten kann ein bis in sein Innerstes höriger, d.h. seelisch vollkommen abhängiger, Mensch zum Glück niemals betroffen sein, stimmt's? Der Symboltransfer zur Aggregations-Trinität des Lebenselixiers No. 1, Wasser, ist der Beweis ...

Alle gehen – in entweder der einen oder anderen Richtung – diesem Verschwörungsgerede à la Papst Pacelli ("Alle bolschewistischen Revolutionäre sind Juden.") oder Präsident Kennedy ("We are opposed around the world by a monolithic and ruthless conspiracy. [...] a tightly nit highly efficient machine that combines military, diplomatic, intelligence, economic, scientific, and political operations etc.") auf den Leim, und wer geht dabei der Frage von allgemeiner Sehnsucht nach Gewissheiten, diesem flehentlichen Verlangen nach "unverrückbarer Wahrheit", auf den Grund? Niemand. Ich kenne jedenfalls keinen, der sich mit diesem Thema herumschlagen will. Die allermeisten frönen lieber inbrünstig ihren liebgewonnenen Überzeugungen und tragen sie mit Stolz vor sich her, anstatt nur für einen Augenblick mal etwas Distanz oder sogar kritische Betrachtung zuzulassen, was ja verständlich ist und auf jahrtausendealter Gewohnheit beruht. Millionen "Öölianer" hocken da in ihren rhetorisch verbarrikadierten Betstuben und blocken wie Opiumhöhlen-Stammgäste alles ab, was sich außerhalb ihres (Glaubens-)Horizonts abspielt.

Kein einziger Papist, ob nun bekennend oder nicht, wird die Geisteskrieger-Bruderschaft als Kerntruppe des Weltjesuitismus, die der (offenen) Weltherrschaft des katholischen Pharao den Weg ebnet, je mit der leisesten Kritik belästigen ...



06/29'10 The Grand Design – Das große Ziel


"Nicht hinter allem stecken irgendwelche Jesuiten."
Nun, doernchen, "irgendwelche" ganz bestimmt nicht – da sind wir uns einig.

Du meinst also, ich könne und solle wieder runterkommen von meinem "Jesuiten-Trip" und die ganze Geschichte bedeutend tiefer hängen, weil sich die BRD ja im Griff des amerikanischen und die DDR im Griff des sowjetischen "militärisch-industriellen Komplexes" befand und demnach viel mächtigere Konglomerate/Hierarchie-Verbundsysteme das Sagen hatten als so ein "lächerlicher Verein" selbsternannter Heiliger ("Mesiasse auf Erden") und Menschenhüter? Nun, dann wirst du mir vielleicht verraten können, wieso Wladimir I. Uljanow 1922 (mit der Gründung der UdSSR) den SJ-Orden in Russland wieder offiziell zugelassen hat, während die Jesus-Ritter, wie Goldhagen in seinem Nachfolgebuch zu "Hitlers willige Vollstrecker" "Die katholische Kirche und der Holocaust" klarstellt, "die Vorstellung vom jüdischen Bolschewismus, die beinahe axiomatische Überzeugung, die sich bei den Nationalsozialisten, bei modernen Antisemiten überhaupt und auch innerhalb der Kirche findet, dass die wichtigsten Träger, ja die Urheber des Bolschewismus Juden seien," in Deutschland und Europa fleißig unters Volk streuten ... und was ich z.B. von den Wall-Street-Büchern von Antony C. Sutton halten soll.

Oder wie Douglas A. Willinger sich so dermaßen vertun konnte mit seinen Schlussfolgerungen aus "I can only highlight that the Kreisauer Circle was very oecumenic, Count von Moltke explicitly names the oecumenic component and that the Jesuit General Ledochowsky in a conspirative fashion was called 'our General' by the members of the Kreisauer Circle."

Oder Jordan Maxwell:

"It was a Jesuit priest who founded the PLO. The PLO was founded by Jesuits. If you go to the old dictionaries, the OLD dictionaries, you will find the word Jesuit and beneath Jesuit is Jethro [Marice] Tull [1674-1740] and beneath that is another entry: Jesuit Assassinations. So, even in the dictionary they acknowledge that the Jesuits are primaire assassins throughout the world, and they have involved themselves in some incredible heinous deeds and I believe that the things are going on in the Middle East today is Jesuit inspired. Somebody better take a look at what we call Zionism because Zionism is not Jewish, it has nothing to do with being Jewish."

Oder Bill Hughes (The Enemy Unmasked):

"The Rothschilds were Jesuits who used their Jewish background as a facade to cover their sinister activities. The Jesuits, working through Rothschild and [financier Nicholas] Biddle, sought to gain control of the banking system of the United States."

Oder John Daniel (The Grand Design Exposed):

"There are other secret and semi-secret organizations such as the International Bankers, the Council on Foreign Relations, the Bilderberger Group, the Club of Rome, the Trilateral Commission, the New Age Movement, the Illuminati, and Freemasonry, who are all deeply involved in global politics, and who actively promote the uniting of the people of our planet under a New World Order. However […] these all are but mere "front" organizations, behind which the true source of power [the Vatican and its Jesuits] hides and uses to distribute and channel its designs. And, as in any conspiracy, secrecy and shifting attention and blame away from itself is paramount to its success."

Oder P.D. Stuart (Codeword Barbêlôn):

"Now, there has been a certain amount of deliberate falsehoods put out by some who belong to the order called Skull and Bones. I now offer a very different, and we hope more correct view. As we shall see, Skull and Bones is merely a chapter of the German Illuminati, founded by the Jesuit, Adam Weishaupt. [...] At this point we want to draw a comparison between Skull and Bones and the order known as the Thule Society, which many commentators have said is the German chapter of the Brotherhood of Death Society. It is known that Adolf Hitler joined this society in 1919, under the leadership of Dietrich Eckhart. As Eckhart revealed on his deathbed: 'Follow Hitler! He will dance, but it is I who have called the tune. I have initiated him into the Secret Doctrine, opened his centers in vision, and given him the means to communicate with the powers.'"


06/29'10 Schlaue Jungs SJ


Nicht hinter allem stecken die Jesuiten?
Selbst hinter der afrikanischen "Lord's Resistance Army" steckt lt. österreichischem Staatsfunk 1 Jesuit!
Der ORF schreibt:

"Auch wenn die ursprünglich von einem Jesuitenmönch gegründete Rebellenbewegung den Sturz des seit 1986 regierenden Yoweri Museveni und die Gründung eines Gottesstaates auf ihre Fahnen geheftet hat, meinen Experten, dass der plünderische und mörderische Bürgerkrieg der LRA nur noch dem reinen Selbstzweck dient. Denn neben ihrem Kampf gegen die Regierung Ugandas führt die LRA einen brutalen Terrorkrieg gegen die Bevölkerung in den nördlichen Regionen des Landes, wo geschätzte 1,7 Millionen Menschen aus ihren Dörfern vertrieben wurden und seit Jahren in Flüchtlingslagern leben. Dabei geht die LRA mit einer solchen Brutalität vor, dass der Vizegeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten und Koordinator für Nothilfe (UCHA) der UNO bereits von der 'wohl brutalsten Rebellengruppe der Welt' sprach. Ihre unrühmliche Bekanntheit erlangte die LRA vor allem durch Entführungen von Kindern, die Kony als Kindersoldaten an vorderster Front gegen die reguläre ugandische Armee kämpfen ließ. Laut Angaben des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF besteht Konys 'Widerstandsarmee' bis zu 90 % aus Kindersoldaten. Allein in den letzten zwei Jahren seien demnach mehr als 10.000 Kinder verschleppt worden. Ganze Schulklassen werden von den selbst ernannten Gotteskriegern in die Dschungelcamps getrieben, wo die Kinder auch als Sexsklaven missbraucht werden."

"Wenn Priester sich dem Bösen verschreiben" ...

UK, US, SU, UN, EU (NAU = North American Union) – das sind in letzter Instanz alles römische Körperschaften (corporations) ... Euro, Amero – römischer geht's kaum. Genau wie der "Hitlergruß": Rom pur.
28.Juni'10, ZDF) EU unterzeichnet neues Swift-Abkommen mit USA: Swift erlaubt den US-Geheimdiensten im Kampf gegen den internationalen Terrorismus den Zugriff auf Daten von EU-Bankkunden.
Bist du dir sicher, dass wir mit dem Ölleck im Golf von Mexiko nicht gerade ein weiteres "9/11" erleben, d.h. einen erneuten (Frontal-)Angriff unter falscher Flagge?

Sie beherrschen als Geheimdienst des Vatikans nicht nur die nachkonziliare Kirche einer globalen Gläubigerherde von über einer Milliarde Menschen, einschließlich "Radio Vatikan" (Eberhard von Gemmingen SJ) und des päpstlichen Presseamtes versteht sich, und zwar nicht erst seit Vaticanum II, sondern spätestens seit 1870 (Dogma der Unfehlbarkeit) sowie die gesamte Ökumenische Bewegung. Und darüber hinaus das, was Ernst Förster SJ auf seiner Website so eloquent mit "Con-Spiracy" betitelt.

Mit "DDR im Dschungel" meinte ich eigentlich das Prinzip des kommunistischen Ostblocks schlechthin: sowohl seinen Gesinnungsfaschismus wie auch seine (ägyptoide) Verwaltungswirtschaft. Mit ihren Reduktionen im Süden Paraguays legte die Gesellschaft Jesu durch den erstmaligen Einsatz einer echten Zentralbank-Wirtschaft das Fundament für seine praktisch allmächtigen Finanz-Ressourcen, und ich wette darauf, dass der "Heilige Stuhl" auch mit seiner verdeckt-atheistischen Geistlichkeit des Kommun(ion)ismus mächtig abgesahnt hat von ihrer experimentellen Utopia-Kommunität von der Elbe bis zum Delta des Xi Jang.

"Ein Teil des Gedankenguts aus der Weimarer Republik hat den Zweiten Weltkrieg überlebt" – in der Tat: Stichwort Ultramontanismus. Kennst du die Vorgänger von CDU und CSU? Die bayrische Katholikenpartei gab es nämlich schon vorm "Totalen Krieg" separat von ihrer großen Schwester ... Warum? München, Ingolstadt, Augsburg, Bamberg, Regensburg, Nürnberg etc. sind die Europa-Festung No. 1 der römischen Bruderschaft hinter den Alpen. Mit allem, was dazu gehört: von der Jesuiten-Uni und dem Sitz des Provinzials bis hin zum staatlichen Geheimdienst in Pullach, wo Augustin Bea SJ 1925 das Berchmannskolleg gründete.

Fortsetzung folgt – wir sind noch nicht fertig: "Es gibt keine vollkommenere Unterwerfung als die, die den Schein der Freiheit wahrt: so nimmt man den Willen selbst gefangen."



06/29'10 Frömmigkeitsklempner


Lanze nennt den "biblischen Kanon als irdisches Zeichen menschlicher Willkür die bekannteste Urmutter der Verschwörungstheorien". Und bringt dies auch noch ökonomisch auf den Punkt: "Die Verheißung des ewigen Lebens ist noch immer begehrt und somit ertragreich bei einem Kostenfaktor, der gegen Null geht. Dagegen sehen die Gewinnspannen der Banken auch heute noch wie Stümperei aus, d.h. vom Geld und von Gewinnerwartungen versteht die Kirche mehr, weil gerade das Geld Symbol des reinen Glaubens ist." Er spricht von "breiter geistiger Verhärtung", die "durch einseitige Ausrichtung auf vermeintlich einzige Wahrheiten oder Gottesbilder verursacht wird". Und weiter: "So ist natürlich auch die erfolgreiche Ablenkung der Aufmerksamkeit vieler auf die Ewigkeit eine günstige Gelegenheit für die Verwirklichung der Interessen von wenigen."

Irre ich mich, oder bezichtigt Lanze hier den Offizierskader der katholischen Institution der Verschwörung höchsten Grades? Also quasi des Katholizismus im Ganzen? Die gesamte tausendjährige Vorherrschaft über europäisches Denken und die einzelnen Feudalstaaten eine einzige Verschwörung? Und nennt mich dann einen "Verschwörungstheoretiker", weil ich es ablehne, diesen Begriff mit ihm zu teilen, weil "Verschwörung" dieses Ausmaßes, bei der praktisch alle mitmachen, als Verschwörung begriffstechnisch keinerlei Sinn mehr ergibt?

Hört er sich und anderen überhaupt zu?!
Oder erklärt das vielleicht, weshalb er "generell keine Mitglieder-Post erhalten möchte", mittels der man bei Bedarf wenigstens einen Bypass bei redaktionellen Eingriffen seitens des ZDF legen könnte ...

Tut mir leid, aber ich kann die Priesterherrschaften von den Pharaonen bis hin zu den Generalsekretären beim besten Willen nicht unter der Überschrift "Verschwörung" abhandeln und charakterisieren, weil diese Kampf-Vokabel im kulturellen Kontext schlicht und einfach semantisch verloren geht. Und falsch angewendet, richten Worte nichts anderes als Schaden an – eines der wichtigsten Instrumente hinterlistiger Frömmigkeitsklempner.

June 28, 2010

Psychedelische und linguistische Welt



06/27'10 Vom Denken und Träumen


Ich weiß ja nicht, wie's euch so geht, aber als ich gestern wieder einmal verzweifelt nach einem eben gehabten und gleich wieder verlorenen Gedanken suchte, ging mir plötzlich ein Licht auf. Das kennt ihr doch sicher auch, dass einem die besten Gedanken sozusagen "durch die Lappen gehen", wenn man den richtigen Zeitpunkt verpasst, sie schriftlich festzuhalten.

Die "besten" Gedanken deshalb, weil sie in dem Moment, in dem sie sich zum ersten Mal "zeigen", d.h., wenn sie sich zum ersten Mal aus dem "mush room" des Unterbewussten "herausschälen" und in die verhandelbare, markt- bzw. absatzfähige Sprach-Matrix vorkämpfen, ihren Überraschungseffekt ausspielen und dadurch leicht und schnell überschätzt werden, und weil sie durch ihr Gleich-Wieder-Versinken in eine Art Märtyrerrolle rutschen, die von der romantisch veranlagten Menschenseele ganz automatisch eine pathetische Aufladung mit wilder Erregung erfährt. Es müssen nicht wirklich die besten Gedanken sein, will ich damit sagen, aber man hält sie gewissermaßen dafür. Zumindest kommt mir dieser Vorgang des öfteren unter, wenn sich (schon sicher geglaubte) Denkprodukte in Form von anformulierten Sinn-Erbringungen auf einmal wieder in Luft aufgelöst haben, before you know it – bevor du mitkriegst, was läuft!

Den "richtigen" Zeitpunkt deshalb, weil es genauso wichtig ist, nicht zu früh zum Stift zu greifen: Sind unreif geerntete Früchte auf dem Acker des hochauflösenden Begreifens nicht besonders betrüblich? Man verpasst das Beste, wenn man zu sehr auf Sicherheit spielt ...

Die erleuchtende Erkenntnis war, dass Denken bei mir ganz ähnlich wie Träumen funktioniert: Der Geist, die Seele, das Über-Ich, was auch immer lustwandelt durch einen Gedankengang wie er, sie, es, was auch immer eine Traumsequenz durchlebt. Ich hoffe sehr, diese "Erleuchtung" lässt sich einigermaßen nachvollziehen, denn ich bin ziemlich begeistert von ihr. Könnte sie doch sowas wie ein wichtiges Binde- oder Schlüsselglied zwischen psychedelischer und linguistischer Realität darstellen ...
Logik- und sprachgesteuerte Gedanken-"Sinnpfade" verästeln sich bei mir oder lösen sich eben auch ganz ähnlich auf wie die Szenenbilder aus dem Traum- oder Trip-Theater. Und kann man jemand anderen nicht auf eine Gedankentour mitnehmen wie auf eine Traumreise?
Ich versuch's mal:

Vorgestern hatte ich geträumt, im Dunkeln per Fahrrad unterwegs zu sein. Weil ich immer schneller trete, wird der Lichtschein immer stärker. Dann halte ich plötzlich eine Lampe in Form eines Kerzenhalters mit zwei dezent geformten – wenn ich's mir recht überlege, eigentlich perfekten – Leuchtstoffröhren in der rechten Hand. Von ihrem viel zu hellen, grellen Licht geblendet, muss ich stoppen, weil kein Weg mehr zu erkennen ist. Augenblicklich springt vor mir eine dunkelgraue Katze auf Höhe meines Schoßes dem Licht direkt entgegen. Und gleich darauf springt mir was von hinten auf den Kopf, und ich bin schlagartig wach. Das alles in gefühlten 5-7 Sekunden.

Spannend, oder? Aber wenn man geistig mit all seinen Sinnen voll drinsteckt in dieser Traumwelt – naja, ich schätze, diese Erlebnisse kennt so ziemlich jeder.
Die vergleichbare Flüchtigkeit von Gedankengängen und Traumsequenzen, für die sich eine ganze Reihe gemeinsamer Phänomene auflisten lassen, ist mir vorher jedenfalls noch nie so klar bewusst gewesen.

Carlos Castaneda: Das Feuer von innen S. 111)

"Ich äußerte etwas über meinen plötzlichen Stimmungsumschwung. Don Juan sagte, dass meine flüchtigen Schwankungen gar nicht so sonderbar seien und dass es keine Furcht mehr gäbe, sobald die Glut der Bewusstheit eine gewisse Schwelle im Kokon des Menschen überschritten habe.
Dann begann er mit seiner Erklärung. Er skizzierte kurz noch einmal die Wahrheiten über das Bewusstsein, die er mir dargestellt hatte: dass es keine objektive Welt gäbe, sondern nur ein Universum von Energiefeldern, welche die Seher als Emanationen des Adlers bezeichneten. Dass der Mensch aus den Emanationen des Adlers geschaffen und im wesentlichen eine Blase leuchtender Energie sei ..."


06/27'10 Dick mit Frömmigkeit angestrichen


Eine sehr schöne Frömmigkeitsstudie, crypto wet, die gleichzeitig auch wieder viel Licht auf deine eigenen "Überzeugungsverhältnisse" wirft. Vielen Dank, da steckt 'ne Menge drin, was sich an vielen Stellen sinnvoll weiterverwenden und mit einarbeiten lässt. Diese Art Globalwahrnehmung finde ich ganz wichtig, und dass du sie relativ prägnant ausformulierst, hat seinen konkreten Wert. Aus meiner Sicht porträtierst du dasselbe fraktale Phänomen, das den Begriff "Verschwörung" ad absurdum führt, weil es sich eben in verschiedenen Ausprägungen durch alle Stufen des Eingeweihtseins zieht. Oder mit einfachen Worten: "die da oben" machen (im großen und ganzen) nichts anderes als "die da unten" ... Trotzdem bleibt es ein gravierender, fundamentaler Unterschied, ob man "in Familie denkt" wie die meisten Männer (und Frauen) oder ganz gezielt auf Familie verzichtet und sein gesamtes Leben völlig anderen Zielen widmet und einem völlig anderem Spiel.


06/27'10 Unsortierte crypto pet


Könntest du dich eventuell bitte mal etwas weniger kryptisch ausdrücken, oder kommt diese "künstlerische Note" von einer Online-Übersetzungsmaschine, durch die du dich verständigst? Diese übertriebene Überdrehtheit nervt langsam: als würden deine Gedanken vollkommen ungefiltert aus dir herauspurzeln ...

Du willst mir also verklickern, du würdest dich auskennen mit der Freimaurerei, und wahrscheinlich hältst du auch die berühmte Verfassung der Vereinigten Staaten für ein juristisch valides Dokument. Nun, wir werden sehen: Dass du mit deinem Frömmigkeitsspektrum den "gebildeten Kommunisten" für "ein Oxymoron" hältst, ist für mich nachvollziehbar, dass die Initiierung und Etablierung sowie Aufrechterhaltung der weltbeherrschenden Kapitalismus-Kommunismus-Dialektik sowohl ideologisch wie auch organisatorisch in einer einzigen und nicht in zwei Händen lag und liegt, kannst du andererseits weder einordnen noch verstehen, ohne den eigenen Glaubenshorizont zu überschreiten ...

Hast du dir Simon Bichlmaiers Aufsatz über Sloterdijk und die Ökonomie mal durchgelesen?
Ist wirklich sehr zu empfehlen.
Kennst du zufällig die One-Evil-Website von Frank O'Collins?
Dort kannst du ja mal nach Kommunisten und Oxymoronen Ausschau halten.
Und zu Edessa sagst du gar nichts? Auch seltsam.



06/28'10 Loyalität im Sinne des Erfinders [censored]


Stell dir vor, Lanze, mit "In-Familie-Denken" habe ich keinerlei verschwörungstheoretisches Konstrukt umschrieben, welches du aus mir bislang unerfindlichen Gründen in meinem Kommentar zu crypto pets American Way of Compassionate Conservatism entdeckt zu haben glaubst, sondern ganz schlicht und einfach das natürlichste und menschlichste Konzept, das es überhaupt gibt: nämlich sich zu verlieben, genüsslich rumzuvögeln, Kinder zu bekommen usw. usf., welches bis auf eine kleine aber feine Kaste gesellschaftsweit die Regel ist, ganz egal ob du adlig oder jüdisch bist, Kommunist oder Distributist, Scientologe oder Freimaurer oder einfach nur den Leuten im Fernseher nach dem Munde redest und regelmäßig brav deine Stimme abgibst. Verstehst du jetzt, was gemeint ist?

Und zu dem völlig anderen Spiel und den völlig anderen Zielen jener Kaste der Non- and Never-Familienväter lassen wir am besten den Experten zu Wort kommen:

Jon Byk am 23.Mai'08 – Frage)
"Etwas, das mir wirklich das Herz bricht, ist die Pädophilie, die heute in unserer Gesellschaft umgeht, die von den Jesuiten verbreitet wird, weil – wie du weißt, und ich hörte, du hattest es bereits erwähnt – Homosexualität ist Standard in ihrem Militärorden. Und dafür gibt es eine geschichtliche Ursache, Eric: Wenn wir zurückgehen in der Zeit bis zu den alten Griechen, stellen wir fest, diese förderten Homosexualität in ihrem Militär. Und ich denke, du hattest es bereits erwähnt (vielleicht war es in einer deiner Sendungen), dass sich die Befürwortung schwuler Offiziersliebschaften daraus ergab, weil auf diese Weise Loyalität erzeugt und ein fester Bund zwischen ihnen geschaffen wurde. Und sie gerieten nicht in Versuchung, ihre Geheimnisse in intimer Atmosphäre bei einer Frau auszuplaudern. Hattest du darüber gesprochen, oder was das ein anderer?"

Eric Phelps) "Ich erwähnte es beiläufig ohne ins Detail zu gehen. Wenn du das willst, kein Problem: Die Jesuiten und die gesamte Befehlsstruktur des Vatikans, der ganze Zweck keine Ehefrauen zu haben, ist erstens, diese abartige satanische Bindung zwischen Männern herzustellen, zweitens sie erpressbar zu machen, sodass sie niemals etwas sagen und drittens ein geschäftlicher: Sie wollen kein Geld für Frauen ausgeben! Denn wenn sie erst einmal damit anfingen, würden sich die Kosten für ihre Priester verdoppeln, die dann eine Frau zu versorgen hätten, und danach käme natürlich Familie und all die anderen Sachen. Und irgendwann wird sich bei dem Priester schließlich ein Zugehörigkeitsgefühl zu seiner Nation einstellen, weil er seine Familie nur schützen kann, wenn er sein Volk vor Unheil bewahrt, und das würde das Ende für ihre geplante Weltregierung bedeuten. Unzucht ist zwangsläufig ein Hauptbestandteil bei dem Unternehmen, die Nationen in einer Weltregierung unter dem Papst aufgehen zu lassen, der dann in Jerusalem von allen angebetet werden soll."

Sämtliche anderen asexuellen "Hochwürden" und "Patres" and "Reverends" sowie alle nachgeschalteten Agenten-Apparate des "schwarzen" (unsichtbaren) Monolithen kontrollierter Geistlichkeit wie die aus den Kay-Griggs-Interviews z.B. oder auch die Mafia aller Länder selbstverständlich eingeschlossen.
Wir können auch gern noch näher darauf eingehen ...

Ich verstehe also beim besten Willen überhaupt nicht, woher du diesen Vorwurf des Versuchs der öffentlichen Erzwingung untertänigen Verhaltens ("Gesslerhut") nehmen willst und was der ganze letzte Satz überhaupt soll – erscheint mir kompletter Nonsens, aber bitteschön. Wer den Zauberlehrling auskramt, wird dafür schon seine Gründe haben. Ich bin gespannt.

06/28'10 Formulierungs-Mikado

Ohjee Lanze, wenn man dir nicht einmal ein Kompliment machen kann, ohne dass du dich gleich sonstwie aufbläst, dann fällt das in Zukunft eben aus.
Wenn du dich für so originell hältst – sich selbst als "die Stimme des Volkes" hinzustellen, ist ja wirklich einzigartig, macht sonst niemand ... – dann verrate mir doch bitte mal einen einzigen Gedanken, der ganz allein auf deinem Mist gewachsen ist. Nur einen. Und der ein bisschen Sinn ergibt natürlich.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du gar nicht in der Lage bist, inhaltlich adäquat auf das einzugehen, was ich als meine Frömmigkeit – da hast du recht – mit ins Forum bringe. Du bleibst sehr oberflächlich und feierst dich vor allem selbst. Ständig.

June 26, 2010

Vier-Tage-Wochen und Hexenverbrennungen


06/24'10 Der Boden fruchtbar vorbereitet

"Erfreulicherweise haben die Israelis ihr 'Gelobtes Land'."
Und da bist du dir sicher, crypto, was?

Der Zionismus ist aber kein jüdisches Projekt, ebenso wenig ein amerikanisches: Israel ist ein britisches Unternehmen, ein britischer Staatskonzern, und überall wo "brit-ish" (brit = Vertrag, ish = Mann) draufsteht – 1923 umfasste das offizielle Imperium ein Viertel des Weltterritoriums sowie ein Viertel der Weltbevölkerung (Glaubst du, das hat sich einfach aufgelöst?) – steckt der klerikale Monolith ("The Hierarchy of the Roman Empire now called the Roman Church") als Hirte und General immer schon mit drin ("We know that dogs wear 'dog tags'").

"However, what interests us most, is the Vatican's push to create a one world religion with its capital in Jerusalem." Barry Chamish

Die Israel-Lobby in den USA bezieht ihren scheinbar übermächtigen Einfluss – v.a. im außenpolitischen, finanziellen und medialen Bereich – durch die okkulten Sparten der römischen Nomenklatura. Juden in Machtpositionen haben Maurer-, Ritter- oder sonstige Schwüre geleistet und bilden deshalb keine jüdischen, sondern in letzter Konsequenz jesuitische Formationen. Hollywood befindet sich in jesuitistischer, nicht in jüdischer Hand: Jesus wird im Kino ebenso gehuldigt wie in der Kirche – ausnahmslos.
Wenn sich Joseph Robinette II. z.B. als Parteigänger der zionistischen Bewegung zu erkennen gibt, bestätigt er offiziell nichts anderes als seine Loyalität zum Machtapparat der "Söhne Loyolas".

"Das vielleicht bedauerlichste Element in der verbitterten Beziehung zwischen Jesuiten und Juden ist der Verlust jenes besonderen Gespürs der Verbundenheit zwischen Leidensgenossen, das eine Vergangenheit, die sie verbindet, eigentlich hätte mit sich bringen müssen. Beide waren die häufigsten Opfer derer, die nach einer allgemeingültigen, teuflischen Erklärung dafür suchten, wie Geschichte funktioniert." James Bernauer SJ

"Wieso konnte das Schreckensbild vom 'Ewigen Juden' als gieriger Aussauger von Menschen entstehen?"
Ganz einfach: weil es der Klerus seit Ewigkeiten predigt.

Was der hl. Eduard hier am liebsten als ewiges Rätsel verstanden wissen möchte, weil er in einem solchen als gläubiger Mystiker auf typisch katholisch-bornierte Weise seinen Führer Pius Pacelli und alle deutschen Bischöfe eintauchen und untertauchen und sich bei diesem Vorgang einen wenigstens halbwegs erträglichen Rettungsversuch der Reinwaschung von moralischer, politischer und völkerrechtlicher Schuld einreden kann, ist in Wirklichkeit kein bisschen rätselhaft:

"Der Vatikan und die Kirchen europäischer Länder – u.a. in Deutschland, Polen, Frankreich und Italien – verbreiteten in ihren Zeitungen und Zeitschriften die verheerendsten antisemitischen Verleumdungen, wobei sie die Juden insbesondere mit der bolschewistischen Gefahr gleichsetzten. [...] Den Katholiken beizubringen, dass alle Juden schuldig seien, Jesus gekreuzigt zu haben – wohl der verheerendste antisemitische Vorwurf, der jemals geäußert wurde – war offizielle Politik der katholischen Kirche. Antisemitischer Hass und Feindseligkeit waren in der Lehre, der Theologie und der Liturgie der katholischen Kirche fest verankert und wurden alljährlich, allwöchentlich und täglich in größeren und kleineren Dosen an Katholiken [...] weitergegeben [...] Die Nationalsozialisten fanden durch die Lehren der Kirche den Boden so fruchtbar bereitet vor, dass sie sich zwanglos und gewohnheitsmäßig christlicher antisemitischer Motive bedienten, um ihren eigenen Antisemitismus politisch wie kulturell leichter verbreiten und verstärken zu können. Julius Streicher z.B. aktivierte 1936 in einer Weihnachtsansprache vor zweitausend Kindern in Nürnberg mühelos die christlichen Kenntnisse, die die Kinder schon hatten: 'Er fragt seine atemlos lauschenden Zuhörer: "Wisst ihr, wer der Teufel ist?" "Der Jud, der Jud," so schallte es ihm aus tausend Kinderkehlen entgegen.'" (Goldhagen: "Die katholische Kirche und der Holocaust" S. 182 ff.)

06/25'10 Erfrischendes Niveau [Thread geschlossen]

Das hast du ja wirklich sehr schön "herauschristallisiert" mit deiner Trinitas aggregatis, Ed: lauter unidentische, obwohl ähnliche Christallwesen. Und dazu der Vater im water, nein, im Eis, pardon, der Sohn im Strom, und der marianische Geist, wie er mütterlich-dunstig, nebelartig durch die Kante wabert ... hinein in "jede" fleischliche "Ritze" (irdischer "Bauart") und wieder hinaus ... und so "überschattungs"technisch die volksmetaphysischen Sehnsüchte nach einem seelen- und todübergreifenden Beschützt- und Gehaltenwerden recht und schlecht verkörpert. ("Der Sohn Gottes wurde gezeugt im Leib der Jungfrau Maria durch die 'Überschattung' vom göttlichen Geist in der Funktion Gottes als Vater des Kindes." [St. Öölius am 19.05.10] Das bedeutet dann wohl eine göttliche Vaterfunktion bei der Erschaffung von Jesus und eine göttliche Handwerkerfunktion bei der Erschaffung von Adam, oder?) Ohne Gott, den Geist der Liebe, gäbe es also keine "einzige Seele für das Menschen-Exemplar", the plain and simple manbot, die Mensch-Maschine, die Gott, der überkosmische Demiurg, in seiner "uneingefleischten" Menschengestalt schon lange vor seiner "Selbstoffenbarung" aus purem Sternenstaub zusammenbaute und -schraubte und wie ein Uhrwerk in Gang setzte und eigentlich – bei iireligiös-pedantischer, d.h. allzu logischer Betrachtung – diesen Job bis zum heutigen Tag nicht an den Nagel gehängt hat, sondern ihn quasi am Fließband ausführt: Glück für den, bei dem der Hausmeister des Himmels alle Schrauben fest anzieht ...
Naja, du hast es schließlich auch nicht leicht, Edward mit dem ööligen Händchen: musst hier als einziger für das obligatorische messianische Hintergrundrauschen sorgen. Dass Christus kein Nachname ist, weißt du aber oder etwa nicht? Christus steht für Messias, der Gesalbte, der gesalbte König (der Juden). Der nach dem Ritus der Royalisten Eingeöölte, wenn du so willst. Ich dachte, dein Name wäre eine Anspielung auf Eddie the Christian, "der auf der Öölspur schlittert/surft" oder etwas in der Art.

Deine Wasserbeschwörung erinnert mich an die religiöse Kunst der Kolumbianer in Tolima:

"Das Verständnis des Gebrauches von Wasser als Heilmittel durch die Bauern der Nordanden ist ein Kapitel, das mich selbst mit Scham erfüllt. Mein europäisches Denken hielt mir gerade bei diesem so äußerst wichtigen Komplex die Augen verschlossen. Seit meinen frühen Besuchen im Cocuy wusste ich, dass Bäder bisweilen bessere Heilmittel sein können, als all die Kräuter, aber allein die Vorstellung, sich in die eiskalten Seen der Gebirge zu tauchen, ließ mich erschaudern. [...] Als ich dann 1984 mit einem Forschungsstipendium zurückkehrte, war ich zu sehr verwissenschaftlicht und glaubte, Medizin ohne Chemie sei nicht möglich. So beschränkte ich mich auf die Kräutermedizin und schaute am Wasserkult ('calling the water') einfach vorbei. Dazu kam, dass ich erfuhr, dass zwei Wasserbeschwörer auch José Gregorio Hernández anrufen. Ich hielt sie für Mitglieder einer Sekte. [...] Die großen Meister dieser Region begnügen sich nicht damit, das Wasser in einem Krug davon zu überzeugen, den Lebensgeist eines Patienten wiederherzustellen, sie beschwören selbst ganze Flüsse. [...] Heute weiß ich, dass die Heiler, die nach Jahren des Pflanzengebrauchs sich auf Gesänge, den soplo und den Gebrauch von Wasser beschränken, die sind, die höhere Grade erreicht haben. Zu diesem Repertoire gehören auch Traumbesuche." (Totgeschwiegene indianische Welten, S. 43 ff.)

"Wir möchten nicht, dass unser Kind mit allen Wassern gewaschen wird" – ein Stückchen "zart" hingehauchte Theopoesie.
Im Militärorden der Jesuiten würdest du damit allerdings nicht weit kommen, denn dort gilt die Regel: Der Zweck heiligt die Mittel. Seit viereinhalb Jahrhunderten ...

"Es gibt ein Niveau des Geistes, das wie erfrischendes Klima sein kann." Exactly.
Und ich finde inzwischen auch: Es ist eine elende Unart, seine Postings auf mehr als 3.999 Zeichen auszudehnen.

Elende Unart

Tut mir ja leid, dass ich behaupten muss, die ganze Verlogenheit, die in unseren modernen Gesellschaften, in unserer durchchristianisierten westlich-abendländischen Kultur herrscht, besitzt ihre "fröhlich" sprudelnde Quelle in der römischen Predigerbruderschaft ("das Maschinengewehr Gottes"), in einer imperialistischen Priestermafia mit jahrhundertealtem sowie Up-to-date-Geheimwissen, aber die Beweislage verdichtet sich nunmal immer mehr. Und nur weil die überwiegende Mehrheit diese christusbasierte Generalverlogenheit für die natürliche Ordnung der Dinge hält und deshalb einfach in sie eintaucht und opportunistisch in ihr mitschwimmt, müssen wir das ja nicht alle tun.
Ich glaube weder an einen Gottmenschen aus dem Nichts, noch an ein Universum aus dem Nichts. Und an einen Flächenbrand barbarischsten Rassenhasses aus dem Nichts glaube ich gleich gar nicht. Wurde die Sklaverei nicht ebenso von den Bischöfen und Kardinälen Roms mit ihrem Pontifex Maximus, ihrem Papal Caesar, an der Pyramidenspitze hochgehalten und als "Geschenk Gottes" bejubelt?

"Das persönliche 'Gespräch' mit der eigenen Geisteswelt hat an Intensität zugenommen, weil der Umfang dessen, was in Köpfen Platz und Unterschlupf finden kann, ständig zunimmt." (E.Ö. am 09.06.10)
Sag bloß, du kennst den TED-Talk von Elizabeth Gilbert "on nurturing creativity"? Being a genius or having one ...

06/26'10 Der Rod of Iron in der Hand eines Wolfsrudels

Das Buch "Hirten und Wölfe" ist in Wikipedia übrigens unter "Machtelite" mit gelistet ...

Sehr geehrter Herr ("ich bin ein verwirrter Anhänger") von und zu Cupfer, es ist mir eine große Freude und auch Ehre, deine Bekanntschaft zu machen. Das waren exzellente Postings, und zwar alle vier:
Great show. Ausgesprochen inspirierend. You are going massive!
Schüttelst du sowas aus dem Ärmel oder war der letzte Sonntag bei euch total verregnet?
So wie ich das sehe, setzt du neue Maßstäbe für das Forum und bringst ein völlig neues Kaliber an Ernsthaftigkeit und Genauigkeit mit. Eine wirklich saubere Arbeit, die für mich mit einigen Hausaufgaben verbunden war ...

Ich kenne zwar den "Money-As-Debt"-Streifen und auch das bescheidene "Let's-Make-Money"-Forum, doch ich könnte z.B. dein "Die deutschen Geldtheoretiker argumentieren eher volkswirtschaftlich/vernünftig – sobald der Suchende in den amerikanischen Raum wechselt, bekommt er es mit den wildesten Verschwörungstheorien zu tun" weder bestätigen noch bestreiten, weil ich deutsche Geldtheoretiker bislang gar nicht und die amerikanischen – na sagen wir – nur fakultativ, "am Rande" studiert habe.
Mit der Autoren-Fraktion des "Humane-Wirtschaft"-Projektes bin ich leider kein bisschen vertraut – dazu fällt mir als Kontrast nur "Merkels menschliche Marktwirtschaft" ein. Der Bichlmeier-Link ist angekommen, und die zwölf Seiten sind der versprochene Lesegenuss gewesen: gedankenstark, leidenschaftlich und auf den Punkt. Hat mir ebenfalls "ausgezeichnet" gefallen.

"Der kategorische Kernsatz der Intellektuellen-Ökonomie-Betrachtung lautet: Es gibt entweder Kapitalismus oder Kommunismus – Punkt."
Dem entspricht "der kategorische Kernsatz der Intellektuellen-Religion-Betrachtung": Es gibt entweder einen Gott oder keinen "– Punkt." Zufall?

Wenn du erst – mit "dieser Autor" kann ja kaum jemand anderer gemeint sein als du selbst, wenn ich das richtig sehe – "seit dem Zusammenbruch von Lehmann intellektuell per pedes unterwegs" bist, dann sagt mir das, dass dein geistiges Leben, dass der Fokus deines Denkens, sehr stark ökonomisch ausgerichtet sein muss. Mein "Fachgebiet" hingegen musste ich aus gutem Grund begrifflich und inhaltlich anderweitig umreißen ... und zwar nach ungefähr sieben Jahren Privat-Kriminologie im Computernetz als Kompensation für den mörderisch-spektakulären, praktisch undenkbar gewesenen, quasi-außerirdischen "Zusammenbruch" oder vielmehr die schockierend-einprägsame Zerstäubung (Atomisierung) der weltberühmten Zwillingstürme mitten in New York, die mich stante pede "intellektuell per pedes unterwegs" sein ließ ... "ein wahrer Schocker", wie du sagst.

Ich habe mir die "Edessa"-Rezension "Gutes Buch mit Auslassungen. Das goldene Mittelalter" zu Samirah Kenawis "Falschgeld" vom 23.März'10 durchgelesen:

"Anders als heute, musste damals gerade das Kapital Abgaben entrichten, während die Arbeit davon befreit war. [...] Das Ergebnis war die größte Entwicklungsperiode der deutschen Geschichte. Damals waren die sozialen Unterschiede so ausgeglichen wie nachher nie mehr im historischen Verlauf. Wer viel hatte, erwarb den Wohlstand durch Arbeit, nicht durch leistungslose Zinsen. Das Minimum der arbeitsfreien Tage pro Jahr lag bei 90, oftmals über 150. Sehr bald wurde auch der arbeitsfreie Montag eingeführt. Damit mussten die Handwerker nur vier Tage in der Woche arbeiten. Noch am Ausgang dieses Zeitalters, um 1450, konnte Erzbischof Antonin von Florenz es als selbstverständlich bezeichnen, dass für die Gewinnung des notwendigen Lebensunterhaltes eine kurze Arbeitszeit genüge und dass nur derjenige lange und viel arbeiten müsse, der nach Reichtum und Überfluss strebe. Die tägliche Arbeitszeit war z.B. bei Bergwerksknappen in Freiburg auf sechs Stunden begrenzt. Auch auf dem Land wurde die Ausbeutung zurückgedrängt, weil der geknechtete Bauer die Möglichkeit hatte, in den schnell wachsenden Städten einem Handwerk nachzugehen."

06/26'10 Denkmagnaten
Edessa weiter:

"Das Einkommen war so hoch, dass sich etwa in Augsburg ein Tagelöhner mit seinem täglichen Verdienst 5-6 Pfund des teuersten Fleisches leisten konnte. [...] Die Zünfte waren nicht mehr für jeden frei, den meisten war der Weg in die Selbständigkeit versperrt, es entstand eine neue Schicht der abhängigen Lohnarbeiter. Gleichzeitig wurden neue Entdeckungen und Erfindungen unterdrückt. So verbot die Zunft beispielsweise den Vorläufer des mechanischen Webstuhls im Jahr 1586 und ermordete deren Erfinder. Da sich die Menschen die schnelle wirtschaftliche Verschlechterung nicht erklären konnten, kam es zu Hexenverbrennungen, die ab 1484 zunehmend veranstaltet wurden. Das finstere Mittelalter zog herauf und hält im Prinzip bis heute an."

Gibt es irgendeinen Online-Auftritt von dir? Irgendeinen web-, memo-, comment-, or link-log, or something similar? Ich würde mein Wissen auf deinem Spezialgebiet (selbst wenn es nur 15 Bücher sind) nämlich gern vertiefen, und du scheinst die Themen wie ein Dozent didaktisch aufbereiten und als Einführung gewissermaßen erfrischend geradlinig anzubieten zu können. Und ich werde natürlich abcupfern, wo es nur geht, cupfer – vielen Dank also zurück! Die Bücherliste im Online-Shop der HW-Website spricht mich jedenfalls stark an. Meine Lust, Gedankengänge von dir gründlich durchzuarbeiten, ist erheblich ...

Heinsohn scheint mir persönlich ein ganz krummer Hund zu sein, aber das muss man ihm eben erst einmal klipp und klar nachweisen. Was glaubt er denn, was und wer "die Fed" sei? Oder die Bank of America, die Bank of England, die Bank of Germany usw.? Ich vermute, er hat sich mit seiner intellektuellen Freibeuterei, insbesondere mit der von Sloterdijk mitpropagierten (false flag) youth bulge theory, die Freimaurerränge hochgedient, aber ich will auch niemanden vorschnell und ohne Beweise zum Verräter abstempeln. Wobei der Begriff "Verräter" bei mir selbst noch in Frage steht, weil dieser ganz klar aus dem verschwörungstheoretischen Denken stammt. Niemand wird jedoch einem Betriebsdirektor, der seine Arbeiter nicht in alles einweiht, oder einem Vater, einer Mutter, die ihren Kindern Weihnachtsmann und Klapperstorch verkaufen (glaubhaft machen), mit dem Vorwurf des Verrats kommen oder diesbezüglich von Verschwörung reden, oder?

Dass du die "brillanten Denkmagnaten" vor die Klasse rufst, finde ich absolute Spitze. Das Web wird nämlich, wenn mich nicht alles täuscht, über kurz oder lang sämtliche dekorierten wie sanktionierten Experten-"Ikonen" obsolet machen. Obsolet für alle Zeiten. Du brauchst keinen Popper mehr, um dich wissenschaftlich zu erwehren, cupf, und wenn ein Sloterdijk am Grenzzaun seiner Frömmigkeit den Schwanz einzieht (und heulend zurück zu Herrchen rennen sollte), dann sitzt er automatisch in der Falle – so einfach ist das ab jetzt. "Undenkbares in der Philosophie? Undenkbar!" Von der Fernsehkanzel herab, können sie sich das noch erlauben, auf Augenhöhe im Cyberspace ist dieses Spielchen jedoch vorbei: Da gelten andere Regeln.
Was das "haarscharf vorbeiargumentieren" angeht, befürchte ich, du gestehst dieser Bemerkung bzw. "Selbstaussage" eine sehr viel größere Ernsthaftigkeit zu als jene, mit der sie vermutlich in die Welt gesetzt wurde ... Behalten wir diese "Superhaltung" einfach im Hinterkopf.

Woher dich von meiner Seite aus der Wind der Kritik anwehen wird, dürftest du aus dem offen zu Markte getragenen frömmigkeitsempirischen Denkansatz verhältnismäßig leicht ablesen können, schätze ich. Stimmabgabe kommt, nachdem ich die Freimaurer-Mitgliedschaften von Brandt, Kohl und Schröder zur Kenntnis nehmen musste und dann im Zuge der Recherche zum "Schwarzbuch Freimaurerei" erfuhr, dass keine einzige Partei bis heute öffentlich Rechenschaft über die Zugehörigkeit ihrer Spitzenfunktionäre zu Geheimorganisationen ablegen will, für mich z.B. nicht mehr in Frage.

Ich werde mehr Platz für eine einigermaßen adäquate Antwort brauchen, denn die Themen, die du anreißt, sind immens komplex und nach vielen Seiten hin verknüpft ...

June 25, 2010

Größtmögliche Genauigkeit


06/18'10 Eine Frage der Überheblichkeit

Die sogenannte römische Kirche beherrscht Europa seit über 1.000 Jahren. Monotheistisch, "ruthless and monolithic."
Von Fahrradfahrern und Campingfreunden sind mir dagegen weder Blutschwüre noch irgendwelche dogmatischen Manifeste, Katechismen, Enzykliken oder sonstiges bekannt.
Den Jesuitismus und Solidarismus auf eine Stufe mit Mountainbikerologie und Dauercampistik zu stellen, lässt einen verblüffenden Denkansatz vermuten ... Ich platze förmlich vor Spannung!

06/20'10 Größtmögliche Genauigkeit

Soll das heißen, du denkst, ich will Jesuiten verkloppen gehn? Oder Katholiken, Kommunisten und sonstige Apologeten? Na du machst mir vielleicht Spaß! Sehr schön, toharz, so kommen wir ins Geschäft.

Vielleicht stimmt der Ton noch nicht ganz, in dem ich schreibe, denn ansonsten scheint mir als Grund für dieses Missverständnis nur dieses (altbewährte) Propagandakonstrukt aus sogenannter Verschwörungstheorie in Frage zu kommen. Aber da verwechselst du den "Jesuitenjäger" mit den Jesuiten selbst:

"Ein Jahr zuvor [1937] verbreitete dieses Sprachrohr des Vatikans ['Civiltà cattolica'] es als 'eine offensichtliche Tatsache, dass die Juden auf Grund ihres Herrschaftsgeistes und ihrer revolutionären Übermacht ein störendes Element sind. Das Judentum ist [...] ein Fremdkörper, ein Entzündungsherd, der Reaktionen jenes Organismus hervorruft, den er befallen hat.' Anschließend erörterte die Zeitschrift ohne eindeutige Tendenz verschiedene Formen der 'Eliminierung', als funktional gleichwertig. Sie gab damit zu erkennen, dass die einzelnen Lösungen grundsätzlich ihrer Einschätzung der Frevelhaftigkeit der Juden und der von ihnen ausgehenden Gefahr für die christliche Gesellschaft entsprachen."

Wenn du dir in Goldhagens "Die katholische Kirche und der Holocaust" die Seiten 111-115 durchliest, wirst du vielleicht verstehen, wieso es ein Jesuit gewesen ist, der "Mein Kampf" geschrieben hat und nicht Hitler, der keine Bücher las ("Hitler was a buffoon"). Oder S. 64: "'Alle' kommunistischen Revolutionäre, behauptet Pacelli in diesem Brief, seien Juden." Der Hass, von dem du sprichst, und du hast völlig recht damit, auf Gruen und Fromm zu verweisen, wurde aus politischem Kalkül gesät: "Antisemitismus führte zum Holocaust. Antisemitismus war ein fester Bestandteil der katholischen Kirche." (S. 54) Dir scheint nicht bewusst zu sein, dass es sich bei der katholischen Institution um eine politische Entität handelt, der Religion nur als Zweck dient:

"I don't mean to offend anyone by this, but for the Vatican, Jesus is a shill, the ultimate shill." Richard Bell

Nochmal in aller Deutlichkeit: Jesuitenjagen ist keine Lösung, weil es sich eben um keine Verschwörung handelt – ich betone das die ganze Zeit. Dass Greg Szymanski glaubt, "man müsse der Schlange nur den Kopf abhacken, dann würde der Rest dieser Vatican-led New World Order von selbst zusammenbrechen", kommt daher, weil er in dieser Begriffswelt aus Verschwörungstheorie denkt. Ich halte das für einen Fehler: Es gibt keine "Jesuitische Weltverschwörung" analog der vom Orden in die Welt gesetzten und mit "9/11" und im neuen digitalen Chatroom von Kolonnen katholischer Webtagebuchschreiber wieder aufgefrischten "Jüdischen Weltverschwörung". Es gibt natürlich verschwörerische Aspekte, doch der Kern des Rätsels, der Motor der Maschine liegt eindeutig woanders, und zwar in offener und geheimer Frömmigkeitspolitik. Der Aspekt der Glaubensbeherrschung schlägt den der Geheimhaltung um Längen. Schon seit Ewigkeiten.

Ich will nicht Hass akkumulieren, sondern Verständnis. Mir nützt ein gesprächiger Provinzial vor laufenden Kameras unendlich mal mehr als ein ausgeschalteter römischer Agent. Der Jesuitenorden stellt ja nur die mächtigste Mafia in einem Mafia-System dar, und es geht darum, das System und die eigene Rolle darin zu verstehen, was mir wiederum nur möglich scheint, wenn man zumindest erahnt, mit welchen "Tricks" sich das 100.000köpfige Priesterheer der Tempelritter unserer Tage zur Weltmacht aufschwingen und diesen Thron zur Festung ausbauen konnte. Meine Überschriften lauten "Machtsystem und Mystagogie", "Wölfe im Schäfergewand" oder "Komplexität als Waffe" usw. – du wirst bei mir nirgendwo einen auch nur in Ansätzen ähnlich eliminatorischen Aufruf finden wie in den römischen Kirchenschriften und bei den Nationalsozialisten. Ich will verstehen, was diese Quasi-Götter auf Erden mit mir und anderen anrichten, indem sie die Erziehung und die Gesellschaft in ihrem gesamten kulturellen Spektrum kontrollieren und gestalten ...
Meine Jagd gilt sozusagen größtmöglicher Genauigkeit.

Es gäbe so viel mehr dazu zu sagen – ich hoffe, du lässt mich nicht hängen.

06/20'10 Mystagogische Spinner

Sorry, aber ich bin kein Illuminat wie der Geheimrat, dem die Sonne seinen Sittentag erleuchtet und dessen edle Geisterschaft überm römischen Kragen wohnt.
Kein einziger von diesen Propheten schafft es mehr mir etwas vorzubeten ...

Ich "verlier mich" anderswo sehr viel effektiver und gründlicher und vor allem menschlicher.
Mystisches Gequatsche à la Goethe oder St. Öölius banalisieren in meinen Augen die mystische Dimension anstatt sie anzuzapfen.

Wie aszetisch wird Santo Eduardo wohl leben?
Werfe er einen Blick ins "Mushroom Magazine", dort wird ihm augenblicklich geholfen.

Übrigens: Die Überschrift war nicht als Kompliment gedacht, Signorina Ignorina.
(*Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag wurde wegen unsachlicher Wortwahl editiert.)

06/27'10 per personal message)
Dann hätte sich dieses "Signorina Ignorina" also nicht irgendwie bösartig für dich angehört. Das wollte ich nur wissen, weil mir diese Streichung absolut lächerlich vorkommt.
Schon mal daran gedacht, deine Forenbeiträge auch privat zu veröffentlichen und damit die ZDF-Zensur zu protokollieren und vielleicht sogar zu verstehen? Ist ja kinderleicht. Oder wer weiß, man könnte sogar ein freies Phi-Qua-Forum aufmachen, parallel zum Original und unabhängig von der Anstalt, in dem sich die redaktionellen Entscheidungen der ZDF-Moderation abzeichnen würde ...
Ja, ich glaube, diese Idee gefällt mir. Danke für die Inspiration.
06/27'10 Lieber Tosco, "Signorina Ignorina" find ich nett. Klingt für mich ein bisschen nach bella Italia. ;-)
Freie Philo-Foren gibt es schon. Mit Selbstzensur. Wer andere beleidigt, wird gesperrt. Falls Du eines eröffnest, nenne es bitte nicht "Quartett".
06/28'10 Ich fand Signorina Ignorina nämlich auch sehr flott und elegant ...
Klar gibt es freie Philo-Foren, aber ich meinte ja ein ganz besonderes: ein freies Parallel-Forum zum dem vom ZDF, das alle genehmigten Einträge enthält und diese um alle wegeditierten Texte und Textteile ergänzt, um daraus die Zensurpolitik der Anstalt ablesen zu können. Empirisch sozusagen. Der ModeratorIn würde praktisch vom schweigenden zum aussagenden Gesprächsteilnehmer, indem er weglässt statt zu ergänzen.

06/22'10 Zentralintelligenz Agency

Was macht dich eigentlich so sicher, dass "es die Ökonomie ist", cupf?
Etwa weil Politiker mit ihr Wahlen gewinnen?

Du diskutierst Wirtschaftsfragen und Marktkorrekturen wie Lina und Lukrezia Nietzsche diskutieren: im luftleeren Raum. Kein Wunder, dass dir "Fragen mit Lernschleife" dann als "geheimnisumwitterte Monolithe" vorkommen ...
Bist du noch nie auf den Gedanken gekommen, dass die aktuelle Börsenüberhitzung vielleicht auch damit zu tun haben könnte, diesen permanenten Fokus, diesen penetranten Hype ums Geldvermehren, ums Habenwollen auf ein neues (quasi-)religiöses Niveau zu stemmen? Um dem eigenen Seelenheil in Zukunft dann nur noch emsiger, noch verzweifelter im Laufrad des Derivate-Kasinos und allen ähnlich verheißungsvollen Inbesitznahme-Anstalten nachzulaufen?
An Sloterdijk perlt diese ganze Krisenhysterie doch eher als vergleichsweise lächerliche Erregung ab, für die man sich keinen kostbaren Schweiß aus der Stirn pressen muss, weil (gewöhnliche) "Spießerintelligenz" zur Bewältigung dieses Problemchens ja reichen müsste ("wenn er sich nicht völlig täuscht"):

"Ich glaube, Menschen sind nicht geschaffen um einzusehen, dass die Welt in letzter Instanz keine Zentralintelligenz besitzt. Also ich glaube, wir sind einem solchen Gedanken nicht gewachsen [...] Deswegen haben auch fast alle Kulturen so etwas wie eine Phantasie hervorgebracht – die möchte ich gar nicht unbedingt religiös nennen, sondern das ist so eine Art Volksmetaphysik, die überall hat entstehen müssen – nämlich dass es irgendwo in der Welt eine Zentralintelligenz gibt, die versteht, was geschieht. Es ist ein zu schrecklicher Gedanke sich ausmalen zu müssen, dass wir in einem Zug ohne Lokomotivführer sitzen. Und wenn das Weltall als ganzes, wenn die Evolution als ganze so ein Zug ohne Lokführer sein sollte, dann können wir eigentlich nicht mehr schlafen. Also die Tatsache, dass wir schlafen können, setzt eigentlich immer wieder voraus, dass wir davon ausgehen, in der Zwischenzeit hält jemand die Wache. Und diese Wächterphantasien begleiten eigentlich das Tun und Lassen des Menschen in allen möglichen Situationen.
Und in dem Augenblick, wo die religiösen/philosophischen Fiktionen der Vorhersehung sich schwächen – die letzte große Fiktion dieses Typs war eben der Hegelsche Weltgeist – stellt die menschliche Vernunft mit einem Mal auf neue Systeme um: Da wird Kybernetik ins Spiel gebracht, d.h. wo nämlich die Intelligenz von unten her emergiert. Der Markt ist ja eigentlich so eine kybernetische Phantasie, dass wir gar keinen Gott brauchen, weil wir eine Gottmaschine haben.
Meyer) Aber es ist doch eine Substitution des Gottes. Es gibt ja diese Begriffe: Es gibt die unsichtbare Hand des Marktes – also es gibt ja Gottes unsichtbare Hand, die uns leitet – diese unsichtbare Hand bestraft Leute, die sich im Markt falsch verhalten – das ist doch was göttliches, was da bestraft und waltet.
S.) Aber es gibt zwei Möglichkeiten, diese von Adam Smith so großartig visionär beschriebene unsichtbare Hand zu charakterisieren. Man könnte sie sich als eine Hand vorstellen – das hat man übrigens in den Emblemen des 17. und 18. Jh.s sehr häufig auch dargestellt, dass aus dem Himmel eine Hand herunterkommt und die Verhältnisse auf der Erde zurechtrückt.
M.) Oder den Zeigefinger hochhält.
S.) Wie wenn ein göttlicher Schachspieler sozusagen die Figuren auf dem terrestrischen Schachbrett bewegt. Oder aber, und das ist die zweite, genial moderne Möglichkeit, Adam Smiths Metapher von der unsichtbaren Hand zu interpretieren, nämlich dass es so etwas wie einen sich selber klugmachenden Mechanismus gibt. D.h., wir brauchen dann keinen Gott von oben, sondern es gibt autodidaktische Energien in der Welt, die so hoch sind, dass sie durch Versuch und Irrtum sich darüber belehren, nach welchen Regeln sie in Zukunft ihr Verhalten einstellen müssen, obwohl es dann immer natürlich ausgemacht ist, dass man ewig weiterlernen muss. Also Geschichte ist nach der Konzeption der großen Denker des 18. und 19. Jh.s genau der Prozess, in dem man nie ausgelernt haben wird."

06/22'10 Powerpoint-Präsentationen

Sloterdijk weiter) "Und ich glaube, was wir heute erleben, ist eigentlich so etwas, was man am produktivsten interpretieren kann, wenn wir sagen, das ist die große Herausforderung an die autodidaktischen Energien, die im Augenblick greifen müssen.
Und jetzt kommen eben diese ganzen Spießer zusammen und sagen, unsere Intelligenz, unsere Spießerintelligenz (die wollen ja gar nichts besonderes sein) reicht aus, um mit Herausforderungen dieser Art zurechtzukommen. Und wenn ich mich nicht völlig täusche, stimmt das auch. D.h., man muss kein Genie sein, um solche Aufgaben zu lösen. Die sind im Grunde genommen nicht unlösbar, und die Regelwerke, die dafür erlassen werden müssten, sind keineswegs Geniearbeit, sondern sie sind moralisch anstrengend. Also es ist nicht eine Herausforderung für die Intelligenz, es ist eine Herausforderung für die moralische Energie der Beteiligten, und da wird's so eng und so schwierig, denn die lässt sich nicht einfach herbeibefehlen."

Nun, ich finde, es gibt einen wesentlich produktiveren Denkansatz, um autodidaktische Energien zum Fließen zu bringen und vakuumöse Interpretationsbemühungen aus philosophischen Umlaufbahnen zurück auf die Erdoberfläche zu holen.

"Das Problem hätte schon jahrelang offensichtlich sein müssen. Die Bezahlung von Führungskräften – das offensichtlichste Beispiel für die legale Korrumpierung im Management – bezeichnete das Magazin "Fortune" bereits vor 15 Jahren als skandalös. Während sich Amerika immer mehr in eine Liebesaffäre mit dem Prinzip der Leadership (Menschenführung) stürzte, entfernten sich die Konzernlenker mit immer obszöneren Gehaltsmodellen genau davon. Und das, während sie Tugenden wie Teamwork und nachhaltiges Wirtschaften weiterhin in den Himmel hoben.
Zu diesem Scheitern gehört auch das Prinzip der Planung. Viele Unternehmen sind zu Experten in Sachen Planung geworden: Geschäftspläne für Investoren, Strategie-Pläne für alles andere. Die Umsetzung stand auf einem ganz anderen Blatt. Ein Manager, den ich kenne, lachte einmal über die Debatten in seiner eigenen Firma, wenn es um Powerpoint-Präsentationen für Investoren ging. Es waren Pläne, von denen sie alle wussten, dass sie niemals in die Tat umgesetzt würden. Was sie umsetzten, waren ganze Wellen von Fusionen – mit dem Ziel, größer zu werden als der Mitbewerber, nicht besser." Kioskiero Ricci Cigar Riegelhuth lässt grüßen ... "Der Film [The Corporation] ist weder wertend noch tendenziös, allerdings schockiert er mich dadurch immer wieder durch seine Unaufgeregtheit. Die interviewten Personen entlarven sich jeweils selbst in unnachahmlicher Weise!"

Aus seiner fachspezifischen Vogelperspektive gelingt dem Sprachmagier natürlich (logischerweise) kein hochauflösender Blick ins Innere des Börsenbe- und getriebes, deshalb empfehle ich als Kontrastprogramm zu den allzu leicht-frivolen Sinnzusammenhangserwägungen von Sloterdijk/Meyer, die mit ihrem "Geplänkel" entweder bewusst oder unabsichtlich immer wieder den Blick von wesentlich bedeutsameren Hintergrundsaufhellungen abziehen, die beiden jüngsten Video-Auskopplungen aus dem "Tragedy-and-Hope"-Projekt von Richard Grove, "Wall Street whistleblower proves that money never sleeps" und "Broken Trust: Wall Street's Dead End".

Von welcher Wirtschaftskrise redest du eigentlich, cupf? Dem Verschmelzen der beiden Blöcke aus dem Kalten Krieg, gewohnt inhaltsleer mit "Globalisierung" betitelt (wie "Internet" oder "9/11" z.B.)? Abgesehen von diesem Verschmelzungsprozess kann ich nämlich lediglich ein massives Abschöpfen von Phantomkapital erkennen, welches sich nach eklatanten Vertrauenseinbrüchen im Finanzsektor lähmend auf den Kreditverkehr ausgewirkt hat. Glaubst du denn im Ernst, ein Exportweltmeister könnte in Schulden ertrinken?
Wer sich zu fein dafür ist, tatsächliche Machtverhältnisse bis auf den Grund zu durchleuchten, kann seine akademischen Erörterungen bis in alle Ewigkeiten aufeinanderstapeln und wird dennoch nie einen Blick übern Tellerrand erhaschen.

Der Sphärenphilosoph lenkt seine Aufmerksamkeit eben wie jeder andere auch schlicht und ergreifend entlang seines Frömmigkeitsspektrums, seines Frömmigkeitsprofils ... und das kommt dann dabei raus.

Hitler was a buffoon


06/02'10 The Manufacture of Shakespeare

Weihnachten, das Fest der heiligen Nacht, der "heilenden" Nacht, in der die lebensmächtige, lebensbedingende Sonne für ein neues Jahr "wiedergeboren" wird – "Sonnengeburtstag" also – ist um ein Vielfaches von 2.000 Jahren älter als der römische Christus- oder der persische Mithras-Kult. Aber das brauche ich gegenüber jemandem, der sich selbst eine denkerische Integrität auszustellen scheint, die sich nicht damit zufrieden gibt, dass "nur auf Oberflächen herumgeturtelt" wird, wohl kaum weiter zu vertiefen, oder?
Und sieht man etwa nicht in jedem katholischen Kirchenbau die Sonne überm Altar hervorbrechen wie in den Tempeln Babylons und altägyptischen "Millionenjahrhäusern"? Oftmals sogar nicht nur hinter Maria, der Braut Gottes, oder hinter dem Haupt des ans Anch genagelten, mit königlichem Öl getauften, zum gottverbindlichen Menschenopfer hochstilisierten Universal-Messias, sondern "verschmitzt" an der Kirchendecke oder hoch an den Wänden bzw. exponierten Zierelementen in Form des schwebenden Schlusssteins (oberster Eckstein, chief corner stone) der Machtpyramide des zeitlosen kafkaesken Sherpherd's Fold, des Schäfermantels der Zivilisationsgeschichte – where Freemasonry and Christianity meet: "the secret language of the new world order."

Apropos "Sakrament der Busse": Versucht die internationale Priesterbruderschaft in ihrem universalem Anspruch auf allumfassende Deutungshoheit jetzt auch die Mittel des Nah- und Fernverkehrs symbolisch in ihrem Interesse zu vermarkten oder hat dich die neue Rechtschreibung einfach nur auf dem falschen "Fuss" erwischt?
Man höre sich nur an, wie Heiner Geißler in fast jeder seiner unzähligen Fernsehshowgespräche Jesus, die Evangelien und damit seinen inquisitorischen Kleriker-Kampfverband eines militanten Intellektualismus mit Weltmacht-Anspruch als einzigen Garanten für die Achtung der Würde des Menschen hinstellt, während doch bis heute jeder kleinste freiheitliche Fortschritt dem Koloss von Rom mühsam abgerungen werden muss.

"Der Ablauf der Zeit" liegt, was das globale Geschäftemachen und die Diplomatie betrifft, seit 1947 übrigens – mit China als letztem "Beitrittsland" zum Gregorianischen Kalender – auch relativ offiziell "in den Händen" des Jesuitenordens, der sich mit dem "Euklid des 16. Jahrhunderts", Christof Clavius, die spirituelle Vorherrschaft über das allgemeine Zeitempfinden sichern konnte. Welch zentrale Rolle dieses Spezial-Gespür bei der Entwicklung von Bewusstsein einnimmt (privatem wie öffentlichem versteht sich, denn beides lässt sich nicht voneinander trennen: die Seele jedes einzelnen hängt unausweichlich am Tropf der Gemeinschaft, die sich wiederum um Einzelleistungen versammelt), vermittelt z.B. Ian Xel Lungolds "Der Mayakalender kommt nach Norden" treffend und eindringlich.
Damit deine spirituellen Abenteuer niemals die Grenzen des von ihnen erschaffenen Logik-Lebensraumes übertreten, mussten deine Götter vor Ort für das Universum, in dem sich dein Geist austobt, nicht nur "einen kleinen Finger bewegen." Ihre Dogmen sind die Paradigmen deiner gesamten phantastischen Existenz. Die sprichwörtlichen Mauern im Kopf, die Frömmigkeiten definieren.

Wie wär's, Öööli, wenn du einfach mal ein wenig von deinem enneagrammatischen Gaspedal runtersteigst und wie ein normaler Mensch redest, anstatt pausenlos diese ewiggleiche Leier alttestamentlicher Rhetorik (auch das Neue Testament ist alt und stammt aus illiteraten Zeiten) zu bemühen ... aber das kannst du nicht, stimmt's? Erzkatholiken erweisen sich wie Erzkommunisten als absolut unfähig, zu ihren eingefahrenen Denkschemata auch nur ansatzweise mal für ein winziges Sekündchen auf Distanz zu gehen. Von kritischer Distanz ganz zu schweigen. Darin sehe ich die politische Macht dieses psychologisch feingetunten und semantisch ausweglosen (held enthralled in the rabbit hole ...) Sprachbalsams von Buch-Theisten, zu denen m. E. auch der Marxismus, der "Peschismus" oder der "Ismus" des Geheimrats Goethe sowie der von Shakespeare zählen.

06/03'10 Schwafelsportler [censored]

"Anscheinend gibt es Menschen, die Freude an einer Art Gerede haben, das sich bei genauer Betrachtung als völlig nutzlos oder sehr 'abgehoben' erweist."
Originalton Hl. Edward von und zu Ölfilmriss (oder kurz: Saint Oil) einen Tag zuvor (an selber Stelle) ...

Kennst du zufällig "Bruder Alipius", Ööli, mit seinem "Am-Römsten"-Webtagebüchlein?
Die Frage, die sich mir am 13.Okt.'09 beim Schmökern seiner Texte aufdrängte, könnte ich praktisch unabgeschwächt direkt an dich weitergeben:
"Ich finde, du schwadronierst mächtig. Dies wiederum könnte ich mir nun 'komischerweise' auch als die eigentliche Absicht dieser kleinen Fingerübung vorstellen. Was sagst du dazu?"

06/04'10 Irdische, reale, sinnliche Mystik

Sag mal, St. Öölius, ist das etwa deine Art, in aller Höflichkeit nachzufragen, weshalb ich am 23. Mai "in den Räumen hinterm Urknall" der Meinung war, dass "unser katholischer Hauskaplan in seinem [strikten] Offenbarungsmodus leider übersieht, wie sehr er sich selbst bereits in die von ihm beklagte 'fachspezifische Horizonteinengung' innerhalb seiner (eigenen) Fakultät, (innerhalb eines sehr begrenzten und sehr speziellen Fachbereichs mit gezielt beschränktem Geschichtsverständnis) verrannt hat?" Oder spielst du einfach wieder nur "Whose Line Is It Anyway" mit mir?

Nehmen wir zu diesem erneuten Missgeschick bei dem Versuch, mit einigermaßen adäquaten Erwiderungen die Grundvoraussetzung für ein spannendes Gespräch zu erfüllen, zum besseren Verständnis mal deine Notiz vom 28. Mai hinzu, okay? Ein Gedankengang, drei Sätze: "Entheogenität oder Mystik – zwei Wörter für den gleichen Sachverhalt? Mystik ist im christlichen Abendland die Bezeichnung für einen Zustand, der irdisch nicht erklärbar ist, sondern als Einwirkung eines außerirdischen Geistes erlebt wird. Entheogenität beruht auf der Wirksamkeit irdischer Substanzen oder Techniken der Selbstversenkung aus einem normalen Bewusstseinszustand in eine Art Trance."

Erstens: Das von dir beschworene "lebendige Geisteswesen" ist deiner christlichen Glaubensphilosophie zufolge nicht nur außerirdisch, sondern außerkosmisch. Es existiert als "menschenähnliche Gestalt" einerseits außerhalb von dem, was wir unter dem Begriff Natur zusammenfassen – mit anderen Worten: außerhalb von praktisch allem – und es gebietet andererseits – und zwar ebenfalls in "menschenähnlicher Gestalt", wenn ich das richtig sehe – über jeden atomaren Baustein dieser Welt, der wir als Lebe- und "Sterbewesen" angehören und ihr durch unsere menschliche Gemeinschaft (erstmals) eine Stimme, eine phantastische Spielwiese des Geistes geben. Um es auf den Punkt zu bringen, klingt das für mich eher nach: Wollt ihr das exotischste Abstraktum? Wollt ihr dir totale Abstraktion?

Wenn ich dir und deiner Zunft des Schriftenpredigens ein beschränktes Geschichtsverständnis zuschreibe, dann liegt das vor allem daran, dass "Gott" nicht als jene monotheistische Monströsität "geboren" wurde ("Evolution des Gottesbegriffs"). Buchreligionen wurden und sind attraktiv, weil sich Analphabeten damit kinderleicht beeindrucken und in Schach halten ließen und durchalphabetisierte Völker von der schieren Tradition und allen damit zusammenhängenden Denk- und Verhaltensgewohnheiten, dieser gesamten eingefleischten Befehlsbürokratie, gebannt bleiben. Es ist wie Gute-Nacht-Geschichten vorlesen und hat mit echter Religion ungefähr so viel zu tun wie der christianisierte Beichtvater "Santa Claus" mit dem Original des schamanischen Fliegenpilzhändlers, womit wir gleich bei zweitens sind: Entheogene entsprechen nicht ganz dem, was du uns wortschöpferisch mit "Entheogenität" unterjubeln willst. Die Meinungsführer der Buchtheismen sind nämlich auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass ihre Art der Bewusstseinserweiterung ausschließlich auf der Basis der Alltagsgeistlichkeit, also dem, was Hancock mit "Kanal Normal" umschrieben hat, strikt abseits jeglicher von Pilz- oder Pflanzen-Phantastika beflügelter, anderer Bewusstseinszustände stattfindet. Die semantische Wirkung ihres linguistischen Balsams würde sonst augenblicklich als schlechter Witz verpuffen ...

Dialog aus "Albert Hofmann – LSD und sein Entdecker":
"Zu Beginn der 50er Jahre beginnt LSD erstmals das Interesse der Medien zu erregen. Vor den Kameras der BBC kommt es zu einem Selbstversuch ...
Test Subject) 'Ich fühle mich gut und gesund wie immer, und ich nehme die Droge jetzt.'
90 Minuten später: Research Scientist) 'Können Sie uns eine besondere Farbe beschreiben?'
TS) 'Die Farben da vor uns, diese Farbe – wie soll ich sagen – verdammt, mein Wortschatz reicht nicht aus dafür.' [...] Und das Licht – Entschuldigung, ich kann es wirklich nicht beschreiben.'
RS) 'Sind Sie überrascht, wenn ich diesen Vorhang eher schäbig finde? [...] Was meinen Sie in dieser Situation, welches Urteil halten Sie denn für das richtigere?'
TS) 'Jetzt stellen Sie mir eine Alles-Oder-Nichts-Frage. Ob ich aufgrund der Drogenwirkung den Vorhang eher so sehe, wie er wirklich ist, oder ob ich unter der Drogenwirkung Dinge sehe, die nicht so sind – faszinierend. Tja, alles was ich dazu sagen kann, ist: Das ist eine Alles-Oder-Nichts-Frage.'
Einige Zeit später: TS) 'Ich reise jetzt von einer Zeit in eine andere und wieder zurück. Es ist mir nicht genauso bewusst, ich weiß aber, dass ich mich auch im Raum bewege. Aber ich bin mir extrem bewusst, dass ich mich in der Zeit bewege. Die Dinge haben keine Abfolge, und es gibt keine absolute Zeit, keinen absoluten Raum. Das sind nur Formen, die wir auf die Außenwelt projizieren.'

Nochmal: "An der tiefsten Quelle und im innersten Herz der Religion trifft man auf eine profunde, mitreißende, persönliche Erfahrung, die unter anderen Bewusstseinszuständen entweder von einem Einzelnen oder einer Gruppe gemacht wurde. Später dann beginnen die klassisch-bürokratischen Strukturen der Menschheit sich dieser Urerfahrung aufzudrängen, und innerhalb weniger Generationen hat sich die Religion von direkten Erlebnissen in geistlicher Umgebung fortbewegt und eine Priesterkaste zwischen uns und der Geisterwelt postiert. Und weil die Priester üblicherweise zur Gänze durch diese Welt motiviert sind, wird Religion immer mehr ein Instrument umfassender Unterdrückung und Kontrolle und schließlich durch das politische Establishment vereinnahmt, wenn doch eigentlich im Zentrum der Religion direkte Erfahrungen einer anderen Welt standen. Diese wurden rasch zu Mythen degradiert, und es trifft in der Tat auf viele Religionen zu, dass, sobald sie sich entwickeln, der Gedanke, das Experimentieren mit veränderten Bewusstseinszuständen unter Anhängern der Religion zu fördern, verworfen wird. Viele Religionen sind sogar trotz der Tatsache, dass ihre eigene Geltungskraft ursprünglich von einem veränderten Bewusstseinszustand herrührt, vehement dagegen. [...] Genau das passiert dummerweise mit Religionen. Alle Weltreligionen sind in meinen Augen heute weit entfernt von ihren schamanischen Wurzeln." Graham Hancock

Du glaubst, Nicht-Monotheisten wären "ohne Himmel des Geistes", dabei sind gerade diejenigen, die ihre erhabendsten Gedanken an einen "Aladin aus der Bundeslade" knüpfen, von diesem Defizit am stärksten betroffen. Mystik war immer "irdisch erklärbar", bis Schriftgelehrte in die Rolle der Priester schlüpften. Seitdem findet Religion in breiten Kreisen nur noch als aufgemotzte, hochtrabende Buchclub-Veranstaltung in Form trockener Wortgottesdienste, Gruppengesprächstherapien, Interpretationskunstsymposien oder pompöser Kirchentags-Jahrmärkte statt, und nur der Weihrauch und die Oblate kündigen noch von saftig-paradiesischen Zeiten ... (und die Weihnachtstracht der römischen Bischöfe und Kardinäle natürlich, die sich – ihrer Schamanenerbschaft vollends bewusst – als wandelnde Fliegenpilze auf ihren Kirchenkanzeln und -bühnen kostümieren). Logisch, dass ein flüsterndes Bittgesuch an Big Brother Jesus dann zum Höchsten religiöser Gefühle aufgeblasen werden muss: "Beten gilt als Atmen der Seele." (St. Ööl am 14. Mai ausgerechnet zum Thema: "Was verlangt Hierarchie?") Atmet deine Seele etwa nur, wenn du betest, Ööli? Ich hoffe, jetzt spricht nicht der Teufel aus mir ...

"Schamanen betrachten Dinge ganz anders. Sie glauben, ob wir es mögen oder nicht, ob wir damit einverstanden sind oder nicht, wir sind verbunden mit diesen spirituellen Gefilden, und wenn wir Probleme in dieser körperlichen Welt bewältigen wollen, können wir diese geistige Dimension nicht ignorieren." (Hancock) Im Christentum geht es dagegen vorwiegend um "schöne Gedanken" (J.B. Kerner) – gute Nacht.
Mit freundlichen Grüßen zurück.
Salve, Eduardo!
Wohnst du sehr hoch in den Schweizer Bergen?

06'06'10 Theatricality and deception are powerful agents [censored]

Also keine Nachfrage, dafür dein übliches, notorisches und reichlich demenziös wirkendes "Whose-Line-Is-It-Anyway"-Spielchen, denn ohne den Bezug mit dem Teufel müsste ich annehmen, du hörst mir überhaupt nicht zu, wenn ich mit dir rede. In den Worten eines Krankenpflegers: Du kultivierst hier schon eine sehr seltsame Form der Gesprächsführung, St. Auröölius. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich Kontakte zur Außenwelt bei dir generell nur noch sporadisch ergeben: Du scheinst es gewohnt zu sein, mit anderen über ihren Kopf hinweg zu reden ... Ich kann diese selbstverliebte, nahezu komplett entschwebte, esoterisch-proklamatorische Manier und Manie nicht ausstehen, deshalb breche ich das Gespräch mit dir ab. Es ist sinnlos. Mal abgesehen von dem hohen Anteil semantischen Mülls, den du entweder nicht unter Kontrolle hast oder mit voller Absicht in dieses Forum schaufelst, steckt in keiner einzigen deiner Wortmeldungen nennenswerte denkerische Substanz. Mit großen Worten verkaufst du leeres Gerede. Ich kann dich beim besten Willen nicht länger ernst nehmen.

Hitler ist sowenig ein Mysterium wie "Jesus" oder "9/11", Bill Shakespeare, Napoleon Bonaparte, Adam Weishaupt, die Jakobiner, die Bolschewisten, der Holocaust, die Feuerhölle von Dresden, der Experimentierstaat DDR, Fidel Castro, Saddam Hussein, das öffentliche Sterben von Alex Litwinenko oder die Hollywood-Märchenonkelz: "Theatricality and deception are powerful agents."
"Hitler was a buffoon. Hitler wasn't a writer. He never wrote 'Mein Kampf'. He never read a book according to Kurt Krüger who was Hitler's psychologist ('I Was Hitler's Doctor' – 'a fascinating inside view of Hitler's mind'). He later left Germany and came to the U.S. in 1934-35. Hitler war derjenige, der den Kreuzzug predigte, doch die Macht hinter dem Kreuzzug waren die Jesuiten, die den Papst Pius XII. kontrollierten. It was Pius XII. who brings Hitler to power! Because Pius XII., before he was Pius XII., when he was the Papal Nuncio to Bavaria, he gave Hitler a sac of money and said: Go after those Communists! And, you can find that written in the book ... [tja, das wüsste ich wirklich gern]. Dem deutschen Volk wurde also zu Unrecht die Schuld für Hitler angelastet, wenn es in Wirklichkeit keinen Hitler ohne Amerika und Großbritannien gegeben hätte, die halfen, diesen Kriminellen an die Macht zu bringen, um das zu tun, was er tat." 23. Sept. '07: RedIceCreation-Interview mit Mr. P.

Adenauer und von Papen waren wie der Gründer der Gehlen-Organisation Knights of Malta – was sagt uns das? Schon mal was von Kardinal Augustin Bea SJ gehört, dem Berchmanskolleg in Pullach oder "The Pink Swastika"? Das Hitler-Phänomen kam aus München, dem "deutschen Rom", der wichtigsten Festung des römischen Reiches jenseits der Alpen von jeher ("Die fremde Lehre aus dem Süden"). Dort wurde er gefördert und groß gemacht.
Außerdem müsste man sich bewusst machen, wie eine Zentralbank-Wirtschaft zentral manipuliert werden kann: "Under the Federal Reserve Act, panics are scientifically created. The present panic [Black Tuesday 1929] is the first scientifically created one, worked out as we figure a mathematical equation." Charles Lindbergh (in "Wake Up Call remastered")
Hitler war nicht nur die Rache für Luther, sondern neben der endgültigen Zerschlagung des Protestantismus (dank "Volksempfängern" in den Stuben und der "Wochenschau" in den Lichtspieltheatern, den beiden effektivsten Kirchenkanzeln, die es je gegeben hat ...) in Kombination mit den von Arrupe gezündeten Zwillingsatombomben, die aus meiner Sicht für China und Indien bestimmt waren, auch die Zurückeroberung der Weltherrschaft für die römische Priestermafia, die sich seit Jahrhunderten mit dem sanften Blick des gesalbten Söhnchens maskiert. Nach internationalem Banken- und Handelsrecht besitzt der Papst als "Stellvertreter Gottes" – so unglaublich es klingt – offiziell insgeheim die ganze Welt. Sämtliche Territorien sowie jeden einzelnen menschlichen Corpus (als "maritime Erzeugnisse"). "There are three forces shaping the world we live in."

June 20, 2010

Der wirkliche Mensch in der Hintertür


06/18'10 Theatralische Dominanz

Im Prinzip richtig, doernchen, das Thema des Einschmelzens von Ideologie-Versatzstücken gehört zu den zentralsten überhaupt, trotzdem stimme ich dir nur bedingt zu, weil hinter meiner "Vereinnahmung" von Marx und Mozart doch mehr steckt, als du jetzt vermutest.

"A detailed study of this exam paper was recently made in Italy by two famous Italian musicologists, Professor Luca Bianchini and Professor Anna Trombettta, both of which are experts in 18th century music and in 18th century opera and church music. They have concluded that W.A. Mozart, during this Rome period of his life, knew virtually nothing of musical harmony or orchestration and had never even studied these subjects at any time in his life."

Robert Newman, Musikwissenschaftler aus England, wird 2011 ein Buch veröffentlichen, in dem er – nach 20 Jahren Tiefenrecherche – detailliert nachweist, dass man unter "Mozart" eher sowas wie "Rock 'n' Roll" oder "Jazz" zu verstehen hat, kein über alle Maßen begnadetes Wunderkind. Eine Musikrichtung also, denn die Liste der Kompositeure ist lang ... "The Manufacture of Mozart".
Mit dem Marxismus, der auf eine "DDR im Dschungel" entlang des Rio Uruguay mit unüberwindlichen Stromschnellen und Wasserfällen als Vorläufer von Mauer und Eisernem Vorhang zurückgeht, verhält es sich ähnlich. In Wirklichkeit war Karl Marx der Freund der Banker, nicht der der Billiglöhner – kein Illuminat zwar, aber eingeschworen in die höchsten Dienstränge der "Königlichen Kunst".
Die kulturweite Herrschaft mit geheiligten Ikonen gehört zu den ältesten Machttechniken disziplinierter Priesterkohorten und spiegelt sich u.a. im göttlichen Status der europäischen Königshäuser oder den Heroen der Antike wider. "The Manufacture of Francis of Assisi" and "The Manufacture of Shakespeare" wären gleich die nächsten Themen, außerdem halte ich Auguste Comte für einen faszinierenden Fall und, wie du mitbekommen haben dürftest, the manufacture of the controlled "9/11" terror controversy. Spielberg, Murdoch, die Ehrenringträger der Görresgesellschaft – das sind alles Agenten Roms. Die unsichtbare Partei der Papisten ist erdrückend und ihre theatralische Wucht simply unbelievable ...

Ich würde ja raten, ganz besonders was die Schmelztiegel-Qualitäten betrifft, den "feinen" Unterschied zwischen zentralistisch-absolutistischem, monarchistisch-feudalistischem, kanonisch-inquisitorischem Christentum und den protestantischen Kirchen nie zu vernachlässigen, selbst wenn der Protestantismus längst jeden Protest begraben hat und sich auf Schleichpfad heimwärts zu Mutter Columbia befindet, während den römischen Priesterapparat seit den 60ern ein scheinprotestantisches Feigenblättchen schmückt (die Piusbrüder ausgenommen).

Du siehst, mein Argument ist weder dahergeredet, noch an den Haaren herbeigezogen. Es ist verknüpft nach mehreren Seiten und wird begleitet von unterschiedlichen Resonanzen:

"'Was man in vielen Jahren mit großen Armeen und gewaltigem Geldaufwand nicht hatte erreichen können, [...] das vollbringen die Jesuiten in kurzer Zeit, ohne jedes andere Hilfsmittel als ihren Eifer. Aus Feinden machen sie Freunde, aus den wildesten und unbändigsten Völkern gehorsame Untertanen Eurer Majestät.'
Unendliche Ländereien hatten somit die Missionare aus der Gesellschaft Jesu im Laufe der Zeit für die weißen Kolonisten erschlossen. Sie hatten [...] für ihre Nationen mehr Land erobert als die größten Heerführer, und indem sie durch Milde selbst die wildesten Stämme gefügig zu machen wussten, schufen sie vielfach erst die Grundlagen für das Aufblühen der amerikanischen Kolonialgebiete."

Diese überragenden Assimilationsfertigkeiten sind auch der Grund, weshalb ich mich nicht scheue, den verletzenden Begriff des Bürger-Borg zu etablieren, obwohl da noch schwerwiegendere Überlegungen mit hineinspielen.
Danke für die Anregung, und sollte ich wieder mal "das Pferd von hinten aufzäumen", nur raus mit der Sprache. I know it's complicated.

06/19'10 Du sollst stehlen und lügen

Frank Meyer) "Ich staune darüber, mit welcher Chuzpe, mit welcher – manchmal scheint es mir – Dreistigkeit, fast Frechheit die sagen, ja jetzt ist's schiefgegangen, jetzt müssen wir schauen ... ich sehe niemanden, der zerknirscht ist. D.h., wenn ihr Gebot nicht ist, du sollst nicht stehlen, sondern du sollst stehlen, bist du nicht zerknirscht, wenn du gestohlen hast, und es geht schief – du hast dir ja das Gebot zurecht gelegt: Du sollst stehlen!
Sloterdijk)
Ja, man hat es sich selbst so zurecht gelegt, und wir können das an fast allen Protagonisten der jetzigen Szene in persona festmachen.
Unglücklicherweise handelt es sich bei der meist kritisierten Persönlichkeit im deutschen Finanzbereich sozusagen um einen Schweizer Staatsbürger, wenn ich richtig sehe. Herr Ackermann hat im Juni 2007 vor der versammelten Elite der SPD in Berlin einen inzwischen viel zitierten Vortrag gehalten, in dem er ihnen erklärt hat – so ein bisschen von oben herab – ihr kleinen Nichtwisser, ihr habt ja überhaupt keine Möglichkeiten zu begreifen, dass die neuen Instrumente, die wir besitzen, dazu da sind, eine fast hundertprozentige Kontrolle über die Risiken auszuüben. Und hat ihnen auf die Schulter geklopft und hat gesagt, macht euch keine Sorgen, wir haben diese Dinge alle im Griff. Und die braven Genossen sind aus dem Willi-Brandt-Haus hinausgeschlichen in einen schönen Sommerabend und haben sich gesagt, 'ah, der hat's uns wieder mal richtig gezeigt.' Ein Jahr später behauptet er, die Sache mit Lehmann geht doch noch gut – er wird nicht zur Rechenschaft gezogen.
Mit anderen Worten: Unseres moralisches Problem hat eigentlich mit einem Gebot zu tun, das in den zehn Geboten gar nicht ausgedrückt wird. Es gibt ja keines, das sagt, du sollst nicht lügen. Und im Augenblick heißt das Hauptgebot all derjenigen, die an der Krise teilnehmen: Du sollst solange lügen, bis die Welt wieder in Ordnung ist, bis alles sich beruhigt hat. D.h., wir wollen durch eine konzertierte Lügenaktion, die wirklich transatlantische und transpazifische Dimensionen annimmt ... wir wollen durch eine konzertierte Lügenaktion diese Krise aus der Welt schaffen.
Und das Interessante ist, die ganze Politik ist jetzt Psychologie geworden: Alle reden so, wie man mit einem kranken Kind redet. Das kranke Kind aber ist der vernünftige Bürger, der sich Sorgen macht um seine Spareinlagen.

M.) Eigentlich der Vernünftigste, wenn wir sehen, wie die Bürgerinnen und Bürger noch gelassen sind. Die belagern ja nicht in langen Kolonnen die Banken.
S.) Schon gar nicht in der Schweiz. Im Augenblick richten sich die Blicke der Weltöffentlichkeit auf die Schweizer Ausnahme, weil man sagt: 'Warum regen die sich nicht auf? Wir sind alle in Panik, und die Schweizer schlafen gut – was geht das schief, wer hat recht? Diejenigen, die noch weiterhin gut schlafen können oder diejenigen, die in Panik geraten?'
M.) Ja gut, da geht die Frage an Sie: Kann es auf dieser Basis des Lügens gelingen dies zu beruhigen oder nein, das Problem sogar zu lösen (beruhigen ist ja das eine)?
S.) Ja, man muss sozusagen die Lüge bis zu einem Grad herunterfahren, bis ihr Risikogehalt nicht mehr größer ist als der eines haltbaren Versprechens.
M.) Das müssen Sie noch 'ausdeutschen' ...
S.) Ein haltbares Versprechen ist ja auch ein ungedeckter Wechsel auf die Zukunft, aber – und das hat Hannah Arendt einmal sehr schön zum Ausdruck gebracht, indem sie sagte – die sicherste Methode die Zukunft zu erkennen, besteht darin, ein Versprechen zu geben und dann selber dafür zu sorgen, dass es gehalten wird [see 'Memento' by Christopher Nolan]. Mit anderen Worten: Ich selber werde dann ein Vektor in die Zukunft, ich selber setze sozusagen den Pfeil in die Zukunft, und ich treffe dann auch, wenn ich mein Versprechen halte. Ich schieße nicht nur einen Pfeil ins Blaue. Wir haben ja mit diesem ganzen Finanzsystem eine ganze Artillerie von Pfeilen ins Blaue abgeschossen – die können nur daneben gehen."

06/19'10 Spielfelder für mathematisierende Spinner [censored]

S.) "Wir müssen also diese Hochstapelei wieder abbauen und die Dinge, die ins Ungarantierte, d.h. ins Zukünftige, deuten, so konsolidieren, dass sie nicht ...
M.) Redimensionieren.
S.) Ja, redimensionieren, und zwar so, dass ihr Risikogehalt nicht mehr größer ist als der eines ernsthaften Versprechens. D.h. wenn sich zwei Eheleute gegenseitig die Treue bzw. 'die Kooperation' versprechen, die man unter dem schönen Begriff 'Ehe' diskutiert – beide meinen es ernst – dann tun sie etwas, was sie noch nicht können, aber was sie sozusagen lernen, indem sie es tun. Genauso sind alle anderen zukunftsgerichteten Tätigkeiten beim Homo sapiens auch angelegt. Und dazu passen aber Derivatgeschäfte nicht. Und dazu passen all diese wunderbaren Zertifikate nicht.
Das Wort Zertifikat hätte einen ja von Anfang an nervös machen müssen, denn es gibt Wörter, denen man ansieht, dass sie neurotisch sind, und das Wort 'Zertifikat' ist ein total neurotisches Wort, so wie der Name der Stadt Karlsruhe ja auch ...
M.) Bitte erklären Sie, warum das Wort Zertifikat neurotisch ist!
S.) Es heißt ja, ich bin ein Sicherheitsversprechen. Zertifikat heißt: Ich bin so gewiss wie das Gewisse. Davon gehe ich aber als Benutzer eines Banksystem von vornherein aus, und wenn ein Zertifikat das von sich sagt, dann lügt es. D.h., die Lüge ist im Wort. So wie die Stadt Karlsruhe ja auch jedes psychoanalytisch geschulte Ohr sofort alarmiert, weil man sich sagt, da muss es ganz wild zugegangen sein, dass sich ein Ort so nennt. Und es stimmt ja auch, denn der Fürst, der das gemacht hat, hatte 50 Geliebte dort untergebracht.
M.) Peter Sloterdijk, das ist ja wunderbar, aber ich will noch auf die Psychologie kommen. Es gab ja diese Idee des Homo oeconomicus – das ist so der Homunculus der Neoliberalen. Das ist ihr Neuer Mensch! Interessant: Die wollen ja immer den 'Neuen Menschen' haben. Die haben ihn jetzt auch erfunden – das ist der völlig ökonomisch handelnde Mensch, dem sie ein völlig rationales Handeln zugeschrieben haben, nämlich immer ausschließlich für seine Interessen, also egoistisch. Und daraus leiteten sie, daraus machten sie auch sowas wie mit den Geboten: Sie kehrten alles um. Sie sagten, Egoismus ist Altruismus – letztlich, als Mechanismus. Aber das hat ja nicht funktioniert, es gibt diesen egoistisch-rationalen, im Bezug aufs Egoistische rationalen Menschen nicht. Daran ist es ja auch gescheitert.
S.) Das bedeutet, dass wir seit 200 Jahren eine Wirtschaftswissenschaft haben, die keine Wissenschaft ist.
M.) Vielleicht ist es Theologie?
S.) Es ist eine verkappte Theologie in vielen Teilen, und zwar eine Wissenschaft, die ihre Unwissenschaftlichkeit hinter einem riesigen Aufwand an Mathematik verbirgt. Das kann man übrigens in allen Wissenschaften sehen: Je unwissenschaftlicher sie sind, desto mathematischer werden sie. Auch die positivistische Psychologie unserer Tage, die den Menschen eigentlich überhaupt nicht mehr kennt, arbeitet sehr gern mit mathematischen Modellen, und die Wirtschaftswissenschaft im letzten halben Jahrhundert ist ja ein reines Spielfeld für mathematisierende Spinner geworden. Und diejenigen wie Herr Phelps z.B. bekommen jetzt den Nobelpreis dafür, dass sie den richtigen, den normalen Menschen wiederentdecken. Dass sie sozusagen durch die Hintertür den wirklichen Menschen in die Ökonomie zurückführen. Man hat jetzt 200 Jahre lang mit dieser anatomischen Puppe – zum Modellzeichnen benutzt man solche Figuren – den Homo oeconomicus überausgebeutet, er gibt nun wirklich nichts mehr her. Und wir haben den Menschen eben auch als ein gieriges Wesen falsch beschrieben: Er ist eigentlich vielmehr Spieler als gieriges Wesen.
Er hat übrigens ja auch ein zweites Hauptantriebssystem neben dem Leichtsinn und neben der Erotik und neben den begehrenden Griffen, die er zu machen geneigt ist. Er hat ja auch einen Stolz. Er hat ja auch einen Gebe-Trieb – das darf man ja nicht vergessen. Der Mensch ist ja nicht nur ein Nehmer. Die Wirtschaftswissenschaft hat den Menschen immer nur als nehmendes Wesen aufgefasst, aber nicht begriffen, dass Menschen wahrscheinlich noch höhere Genugtuungen erleben, wenn sie geben."

Das Video gibt es in voller Länge übrigens noch bei Pickings.de oder im Betonblog.