June 17, 2010

Landnutzung Teil der Medizin


06/08'10 Landnutzung als Teil von Medizin

"Wenn ein Schamane entartet, entsteht dann ein Priester?"
Exactly, du hast mich richtig verstanden, sehr schön, und dem dritten Absatz stimme ich auch fast vorbehaltlos zu. Was du davor allerdings vom Stapel lässt, ist noch reichlich unwirsch, sans-travail, meinst du nicht? Mit der "schamanischen Freude am Rausch" verhält es sich z.B. anders, als du denkst, vielmehr als du es zu denken gewohnt bist, denn Alkohol ist nicht gerade für seine psychedelischen Qualitäten bekannt ...
Wenn du die Entartung des Schamanentums zur Kenntnis nimmst, dann musst du natürlich auch die Entartung der schamanischen "psychedelic society" in Betracht ziehen, jene Transformation, die du mit Sesshaftigkeit, Fettleibigkeit, Alkoholismus, Zivilisations- und Infektionskrankheiten in Verbindung bringst, während Graham Hancock sie wie folgt charakterisiert: "Menschen sind Machttiere, und jede Sozialstruktur kann an die Machtinteressen bestimmter Gruppen angepasst werden. Das ist es, was dummerweise mit Religionen passiert."
Schamanen predigen nicht, wie Priester es tun, und sie stellen sich auch nicht als selbsternannte Stellvertreter oder sonstiger Firlefanz zwischen dich und die Götter oder Gott. Durch Priester, die sich erfolgreich als Heilige inszenieren und Glaubenspraktiken mit bürokratischen Schikanen durchsetzen, wird Religion erst zum "Instrument umfassender Unterdrückung und Kontrolle" (bis hin zu Staats- und Parteiideologien), nicht durch Schamanen, die mit veränderten Bewusstseinszuständen experimentieren und individuelle religiöse Urerfahrungen, die sich "an der tiefsten Quelle und im innersten Herz" jeder Buchreligion befinden, gezielt fördern und ernst nehmen.

"Wer erlernt, mit der Wildnis in ein freundschaftliches Verhältnis zu treten, wird zum Heiler."
Diesen Satz findest du in einem schmalen Reisebüchlein von Franz Faust: Totgeschwiegene indianische Welten
– Eine Reise in die Philosophie der Nordanden: "Tolima bietet eine Steigerung der Intensität. Es erscheint mir heute wie das kolumbianischere Kolumbien."
Ich zitiere mal ein bisschen, das hilft vielleicht dem Gespür auf die Sprünge. S. 97 z.B.)

"Die Bauern stehen der Bezähmung der Wildnis sehr misstrauisch gegenüber. [...] Die Welt braucht das Wildland, sonst überhitzt sie, was eines Tages zu einer Katastrophe führen wird. Dann wird die Welt umkippen: die Unterwelt wird zur Oberwelt werden, und die Welt der Menschen wird im Urozean versinken. Die Orte der Wildnis zu bezähmen, bedeutet die Poren der Erde zu verschließen und so den Kreislauf des Wassers zu unterbrechen.
Aber nicht immer ist es falsch, die Wildnis zu bezähmen. Der Mensch kann in der Wildnis nicht leben, zu stark sind dort Geister, Wind und Wetter. Um gesund leben zu können, muss er rund um seine Behausung die Kraft der Wildnis zurückdrängen. [...]
Das Zentrum des bezähmten Lebens ist das Dorf. Dort bildet wiederum die Kirche die Mitte."

Was in unseren Breiten mit Permakultur heute endlich langsam wieder in Mode kommt, ist in schamanisch-natürlich verfassten Lebensgemeinschaften das Normalste von der Welt:

"Innerhalb dieser Parzellen wird aber der Boden bei weitem nicht nur mit einer Pflanze bebaut. Vielfalt ist angesagt, um ein schnelles Ermüden der Erde zu verhindern. So baut man häufig in einem scheinbar regellosen Durcheinander an. Dabei weiß man sehr genau, welche Pflanzen Freunde sind. So liebt es der Mais, wenn sich eine Bohne an ihm rankt. [...] Der Düngung steht der Bauer meist misstrauisch gegenüber, weil er dies gewissermaßen als unerlaubtes Doping der Erde betrachtet, das über kurz oder lang zu deren Kollaps führen wird. Diese Art das Land zu bestellen, hilft wie gesagt, die Menschen und die Erde gesund zu erhalten. Landbestellung ist so für den andinen Bauern nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein medizinisch-religiöser Akt. In der Landnutzung wie in der Medizin prallen die Kulturen aufeinander. Für den Bauern ist eben die Landnutzung ein Teil seiner Medizin. Wie ganz anders erscheinen dagegen die Felder der Großgrundbesitzer und der Bauern, die aus den Provinzen der Antiquenos stammen. Beide hassen die Wildnis und besingen Axt und Feuer, die sie vernichten. Sie neigen zur Monokultur. Selbst auf dem Luftbild kann man erkennen, ob in einer Region die indianisch-mestizische Tradition vorherrscht oder ob wir es mit Antiquenos oder Grundbesitzern westlicher Prägung zu tun haben." (ebenda S. 104)

Die Landnutzung Teil der Medizin!
In unserer monotheistisch-überkosmisch verfassten Lebensgemeinschaft dagegen, in der durch die katholische Komplett-Christianisierung die altägyptisch-babylonische Dominanz der Kollektivhoffnung auf ein himmlisches Leben nach dem Tod durchgesetzt wurde, stecken wir mittlerweile voller Begeisterung in einer Klemme zwischen Nuklearmedizin und Gen-Mais, wobei sich Pharmakonglomerate um Mehrheitsbeteiligungen an Gentechnik-Konzernen reißen und "Terminator"-Saatgut von vermeintlichen Volksvertretern offiziell abgesegnet wird ...

"Auf ihn [den Geist Indioamerikas] wurde schon so oft der Abgesang angestimmt, aber dieser Geist erweist sich trotz aller Vernichtungsversuche als geradezu unglaublich vital. [...] in den letzten Jahren häufen sich auch unter den Leuten der feinen Viertel jene, die bei besonderen Leiden einen Medizinmann aufsuchen. Seien Sie beruhigt, der Geist der Indianer ist zu stark, zu lebendig und zu anpassungsfähig, um ausgerottet werden zu können. Ganz im Gegenteil, er gewinnt an Macht." (ebenda S. 152)

"Das ist nur ein Beispiel für meinen besonderen Zugang zur geistigen Welt, der bei mir als Kind sehr ausgeprägt war. Dann habe ich allerdings diese Tore zugemacht. Aus familiären Gründen wurde ich schon mit 12 Jahren konfirmiert. Ich litt unter dem entsetzlich langweiligen Religionsunterricht, der meinem inneren Wissen zum großen Teil widersprach und der Pflicht den Gottesdienst zu besuchen. Durch diese 'Zwangsmaßnahmen' habe ich mich allem Geistigem verschlossen – auch meiner Intuition." Hella Hergel

Du kannst die Buchreligionen wechseln wie dein Unterhemd – das macht sie so beliebig und substanzlos. Mit dem Protestantismus als "erster Ableitung" und dem Atheismus als "zweiter Ableitung" vom katholischen Christianismus. Es sind nur Worte.
Sicher, wir denken in Worten, das macht sie mächtig, aber in unseren Träumen "denken" wir in Bildern, und die sind wesentlich komplexer und dadurch wirkungsvoller.
Deshalb auch der erwähnte inkulturierte Parallelflug von traumartigen Lichtspielerlebnissen (Eusebio Kino SJ war es, der Kalifornien für den Orden und den Klerus als erster eroberte ...) und der pseudowissenschaftlichen Psychoanalyse.

"Einige Kollegen, die es gewagt haben, tief in die Gedankenwelt der Andenbauern und ihrer Verwandten in Amazonien vorzudringen, wurden alle in grausame Lebenskrisen gestoßen. Sie haben aufgehört Wissenschaftler zu sein und sind auf dem Weg in ein neues Leben. Wissenschaftliches Zerpflücken scheitert wohl kaum bei einem Forschungsgegenstand so augenscheinlich, wie bei den Tiefen einer schriftlosen Kultur.
Das Fehlen von selbstverfertigten Schriften der Bauernkultur ist auch ihr großer Vorteil. Bücher der Weisheit sind zwangsläufig eine Lüge, denn die Welt ist viel zu vielfältig, um sich in einem Buch darstellen zu lassen." (ebenda S. 148)

Terence McKenna in "Seeking the Stone pt 1": "For 30 years, science has accepted government's refusal to allow science to look at the potential impact of psychedelic plants and compounds on human consciousness, on chronic alcoholism, on schizophrenia, on depression, on autism, on learning disorders, on dyslexias, on memory enhancements so forth and so on. This to me is obscene!
The future is mental! Figure it out! If the mind does not loom large in the future history of this species then what the hell future is it going to be?! I mean this is our crowning glory!"

Das ZDF hat am 7. Juni vom Wildkräuterhotel "Gutshaus Ehmkendorf" an der Ostsee berichtet ...

06/08'10 Sieben schöne, fette Kühe

Poetisch kann es ruhig zugehen, selbst wenn die Poesie ihre Wirkung verfehlt. Anders verhält es sich, wenn das poetisch Umschriebene aus anderen Gründen kritisch gesehen wird. Kurz: Wenn ich mich deiner Interpretation nicht anschließe, hilft auch keine Poesie. Genau das ist es, was ich tue: Ich teile nicht dieses Verständnis, das die Traumtheorie der Psychoakademiker besingt, dieses breiteste aller Meinungsmainframes, diese größte gemeinsame Schnittmenge auf dem schillernden Markt der Überzeugungen. Ich halte diese Theorie tendenziell für orthodox und grundlegend falsch. Schon das Alte Testament beginnt z.B. mit einer Traumdeutung, die ähnlich anzusetzen scheint, mit der Ausnahme, dass im Gegensatz zum heutigen Multitasker Unterbewusstsein ein allmächtiges Transzendentalwesen beschworen wird.

"Wenn du von deinen Alpträumen sprichst, dann ist das im Traum Gesehene nicht wünschenswert als Dokumentation möglichen Erlebens, sondern es ist Wahrheit und Erkenntnis tief schlummernder Ängste."
Das hätte Joseph auch zum Pharao sagen können, wären in seinem nächtlichen 3D-Film spektakulärere und bedrängendere Figuren aufgetaucht als jene kolportierten "sieben schönen, fetten und sieben mageren, hässlichen Kühe", meinst du nicht?

"Man muss sie nur als solche interpretieren können. Schon wieder ein Stück 'selbst' gewonnen. Ergo 'sind wir unsere Träume' ..."
Ergo ist der Gewinn eine Interpretationsleistung – herzlichen Glückwunsch! Das klingt doch sehr nach Theologie, wo sich Logik am ewiggleichen Zirkelschluss, "weil es geschrieben steht", zuverlässig selbst erdrosselt bzw. in romantische Gefilde entfleucht.

Mir gefällt, wie du dein "selbst" in Schwammigkeits-Anführungszeichen gesetzt hast – die finde ich nämlich sehr angebracht. Und bei Kino dachte ich nicht an Gebäude mit Vorführtechnik, sondern ans Publikum, das die geistige Aufnahme dessen leistet, was Filmschöpfer ersannen und auf chemischem Weg oder elektronisch zu Konserven verarbeiteten.

"Strukturen im Universum mit Einschluss des Menschen reichen von Materie bis Geist. Die moderne Physik vermag die irdischen Unterscheidungen aus der Geschichte der Menschheit in einer Gesamtschau ohne Übergänge als Potentialität von 'Null bis Unendlich'(?) darzustellen. Wer kann schon erklären, was als Geheimnis in Zahlen bis an das Ende der Welt verborgen bleibt. Wie sieht es mit Zeit und Stunde für das Ende alles Irdischen aus? 'Irgendwie, irgendwann und irgendwo' – das bleiben wohl die Wörter, bis alles eintritt." Santo Eduardo am 3. Juni
Wären diese Zeilen keine Eintragung in einem Traumtagebuch, müsste man sie bedauerlicherweise als Semantik-Müll deklarieren.
Zu berücksichtigen wäre dabei nur, dass Katholiken ein Leben lang mit "Leckerbissen" wie "Der Sieg Gottes ist der Sinn der Geschichte" oder "Der Glaube verschließt die Türen zur Wirklichkeit nicht, er öffnet sie" gefüttert werden und durch diese intrusive Erziehung ständig unter dem Zwang stehen, solche "Lebensweisheiten" auch an andere zu verfüttern, so wie misshandelte Kinder Gefahr laufen, später selbst Kinder zu misshandeln ...
Viele baden regelrecht in ihrer Frömmigkeit und suhlen sich noch stolz in Ignoranz.

In der LSD-Reportage "Entdeckung einer Wunderdroge" heißt es: "Man schafft seinen eigenen Himmel und seine eigene Hölle."
Im "Magic Mush Room Cyberspace" hatten wir die Sache mit dem "Springbrunnen, der mit sich selbst spielt" und dabei munter "seinen Geist verspritzt", der ausschließlich aus "Konstrukten der Hauptschaltzentrale" besteht.
Auch die Albert-Hofmann-Reportage "LSD und sein Entdecker" thematisiert fleißig:

"1947 wird LSD an der psychiatrischen Uniklinik Zürich zum ersten Mal breit auf seine Einsatzmöglichkeiten in der Psychiatrie hin getestet. Die Ergebnisse sind ermutigend. Aufgrund dieser Resultate entschließt sich Sandoz 1949 Forschern und Ärzten LSD unter der Bezeichnung Delysid als Versuchspräparat zur Verfügung zu stellen. Im Begleitprospekt werden folgende Eigenschaften genannt: 'Delysid erzeugt vorübergehende Affektstörungen, Halluzinationen, Depersonalisationserscheinungen, Bewusstwerden verdrängter Erlebnisse.' Als Indikationen werden genannt: 'Zur seelischen Auflockerung bei analytischer Psychotherapie, besonders bei Angst- und Zwangneurosen. Delysid vermittelt dem Arzt im Selbstversuch einen Einblick in die Ideenwelt des Geisteskranken.'"

"Depersonalisationserscheinungen" ...
Am 19. April 1943, drei Tage nach dem Erstkontakt, unternahm Hofmann seinen ersten Selbstversuch:

"'Es begann damit, dass sich die Umgebung veränderte. Alles schien wie belebt. Auch die toten Gegenstände. Ich hatte auch innerlich ein anderes Selbstgefühl, ein anderes Körpergefühl. [...] das ganze Erleben war verändert. [...] Es war eine ganz merkwürdige Störung des Zeiterlebens. [...] dass ich vollkommen von der Umwelt und von mir selbst entfremdet war.'
Stunden später kommt Hofmann dann wieder langsam aus seiner [??] unheimlich fremdartigen Welt zurück in die vertraute Alltagswirklichkeit. Neu war eine Substanz von derartiger Wirksamkeit. LSD greift in die höchsten Regelzentren des menschlichen Bewusstseins ein. Ein einziges Gramm reicht für 10.000 Trips."

"Delysid vermittelt dem Arzt im Selbstversuch einen Einblick in die Ideenwelt des Geisteskranken."
Schafft das irgendeine andere Substanz, die bei psychiatrischen Behandlungen zum Einsatz kommt? Nein.

"Vollkommen von der Umwelt und von mir selbst entfremdet" ...
Was wenn die "schlummernden Ängste" nicht nur meine eigenen wären und das ganze fragile "Selbst" nur aus einer oberflächlichen Illusion bestünde? Was wäre, wenn das Erinnern verdrängter Erlebnisse z.B. oder Erinnerungen ganz allgemein aus einem viel größeren Raum gespeist würden als dem organischen Geflecht unserer Nervenzellen? Welche Konsequenzen hätte es, ließen sich schamanische Transzendenztechniken tatsächlich wissenschaftlich verifizieren? Was wäre, wenn "das andere Reich" tatsächlich real und dieser "Eisberg" aus Unterbewusstsein mit seiner aus dem Wasser ragenden Spitze aus Bewusstsein, wenn diese ganze Kiste aus Bewusstseins-Unterbewusstseins-Dialektik nur Hokus-Pokus ist, nichts weiter als Psychotheorie?
Um diese Fragen angehen zu können, müsste allerdings erst diese mörderische Hirtenkutte der Jesus-Ritter in die Kleiderkammer der Geschichte, denn die Tempelritter unserer Tage haben in den letzten viereinhalb Jahrhunderten nicht so hart gearbeitet, um sich ihren Triumph kurz vorm Ziel noch wegschnappen zu lassen. Gary Webb könnte ein Lied davon singen ...

Terence McKenna:

"[DMT ist] eine der flüchtigsten Substanzen, die man im Körper je nachgewiesen hat. [...] als sie DMT-Vorkommen angezeigt bekamen, sahen sie nach der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) und entdeckten, dass diese ihre höchste Konzentration in der Zeit zwischen drei und vier Uhr morgens erreicht. Genau um diese Zeit erlebt der Mensch die intensive REM-Traumphase. Deshalb denke ich – die australischen Ureinwohner haben doch dieses Konzept von der Traumzeit – wenn du die Traumzeit, die DMT-Chemie, die Geschichten über Entführungen zusammenzählst und die Tiefenwirksamkeit, mit der Menschen von den modernen Medien täglich programmiert und verwirrt werden, hinzu addierst, bist du beinahe soweit, über das Phänomen von Außerirdischen reden zu können.
Ich denke es gibt Aliens, doch ich glaube, sie können nur über unseren Geist zu uns gelangen. Sie durchqueren das Universum nicht in Schiffen aus Titan und sie projizieren schon gar keine Hologramme von sich in die Wüstenluft. Sie kommen durch den menschlichen Geist. Und wenn du dir den menschlichen Geist betrachtest ... in allen Kulturen und in allen Gattungen und Gegenden [...] ist der menschliche Geist immer verfolgt worden von Kobolden, Gnomen, Wassernixen, Elfen. Ich verstehe das UFO sozusagen als neumodische Ausgabe, als die jüngste Welle dieser mysteriösen Beziehung, die wir mit diesem körpergebundenen Geist durch unsere Vorstellungskraft haben."

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