Aber dir ist schon klar, dass pt 1 und pt 2 bewusst aussortiert wurden, um pt 3 allein ins Rennen zu schicken, oder? Ich schick dir die entsprechenden Links per PN. Mal sehn, ob dir dann Entsprechenderes dazu einfällt. Und ob sie dich überhaupt erreichen.
Wir leben in einer "Society of Jesus" – der Jesuitismus quillt förmlich aus allen Löchern ... Was glaubst du denn, woher die großen Gleichmacher des Jakobinismus und Bolschewismus ihre Brüderlichkeitsethik herhaben? "Communism was really started by the Catholic Church" – Marx und Mozart sind nur zwei Ikonen aus dem Fundus ignatianischer Geistlichkeit ("The Jesuits' Musical Kingdom").
Wie nicht anders zu erwarten, zensiert mich die Anstalt jetzt in Grund und Boden.
Da hat man es als Glasperlenspielerin mit lauter lieben Hesse-Zitaten in einer Geisterwelt sakraler Worte natürlich leichter – da brennt nie etwas an:
"Lieber toharz, da stimme ich Dir aus ganzem Herzen zu. Selbst das Zepter in die Hand nehmen. Jetzt. Wo auch immer wir gerade sind. In unserem eigenen Einflussbereich. Wenn 80 Millionen Menschen, ein jeder in seinem eigenen Einflussbereich, etwas ein klein wenig zum Besseren bewegte, wären das 80 Millionen kleine Änderungen. Und wenn es am nächsten Tag wieder geschähe, wären es in der Summe schon 160 Millionen ... Ich fang dann schon mal an. Du auch?" Lady Lina am 6. Juni.
Jaja, unser Losungen-Hermann, Zen-Meister der Unverfänglichkeit und mönchischer Selbstzerwirklicher – pardon, Selbstverzwirklicher – reinster Prägung, bringt es gewohnt ironiefrei-duldsam auf den Punkt: "Der Glaube geht nicht durch den Verstand, so wenig wie die Liebe." Und für den heiligen Herrn Habermas war die reine Vernunft "ohne das Korrektiv des Glaubens" ja auch (leider, leider) zur Irrwege-Existenz verdammt. Wo soll da in diesen achso schwebeleichten Weiten himmlischer Belanglosigkeiten aus weißer Seelenzauberei bitteschön (so plötzlich) ein nebulöser Shepherd's Fold aus schwarzer Magie und eine unsichtbare Partei der Papisten herkommen? Diese Herren werden doch mit ihrem gediegenen Wortsetzungshandwerk mehr Durchblick anzubieten haben als solche verrückten Hühner wie Samuel F.B. Morse, Theodor Griesinger, L.H. Lehmann oder F. Tupper Saussy und andere.
"Die Grenzen zwischen Weißer und Schwarzer Magie, zwischen religiös fundierter und dämonisch instrumentalisierter Beschwörungskunst sind prinzipiell sehr schwer, wenn überhaupt, zu ziehen – genauso schwer, wie man vielleicht den dauernden Kampf mit dem Leibhaftigen von einem Pakt mit dem Leibhaftigen unterscheiden kann." Tobias Döring: "Doktor Faustus" (die Luther-Faustus-Jesus-Goethe-Connection ...) in Mythen Europas – Schlüsselfiguren der Imagination "Wissen, was stimmt"
Daniel Goldhagen, Autor von "Hitlers willige Vollstrecker", in seinem Nachfolgebuch von 2002: "Die Katholische Kirche und der Holocaust", S. 19"Die Holocaust- und NS-Forschung hat bis in die jüngste Zeit praktisch nichts über die zentralen Akteure, die Täter der Massenmorde, beigesteuert: wer sie waren, wie sie zu Tätern wurden, wie sie in den Mordinstitutionen lebten, welche Entscheidungen sie treffen konnten, wie sie ihre Opfer im Einzelnen behandelt haben – das war alles nahezu unbekannt. Die Durchführung des Holocaust – das Töten und das scheinbar bodenlose persönliche Erniedrigen, Verhöhnen und Quälen der Juden – wurde irrigerweise unpersönlichen sozialpsychologischen Kräften, Befehlsstrukturen und autoritären Persönlichkeiten zugeschrieben, auf Zwang, bürokratische Denkschablonen, abstrakte Strukturen und Institutionen wie die SS, die NSDAP und den totalitären Terrorapparat zurückgeführt. Nur erkennt man in diesen Theorien nicht wieder, was für die Täter des Holocaust wie für die Täter anderer Massenmorde auf der Hand liegt, sei es in Kambodscha, in Ruanda, der Türkei oder im früheren Jugoslawien: dass die Menschen, die die Opfer in großer Zahl umbrachten, bestimmte Ansichten über das hatten, was sie taten, und dass diese Ansichten ihre Entscheidungen, so und nicht anders zu handeln, wesentlich prägten."
"Goldhagens Untersuchungen sind genau auf die Fragen zugeschnitten, die unsere privaten wie öffentlichen Diskussionen seit einem halben Jahrhundert polarisieren.""Der andere (der eine: Kollektivschuld-These), die Moral abstumpfende Weg war einer Untersuchung noch abträglicher. Wissenschaftler, die sich mit dem Tatgeschehen des Holocausts befassten, sahen sowohl empirisch als auch konzeptionell von den darin verwickelten Menschen ab. Übrig blieben ein paar übermenschliche Ungeheuer wie Adolf Hitler, Heinrich Himmler und Adolf Eichmann. Sie zogen die gesamte Aufmerksamkeit auf sich und lenkten damit von den zig Millionen Deutschen ab, die den Nationalsozialismus, Hitler und das übrige Führungspersonal bereitwillig unterstützt und begrüßt hatten. Die gewöhnlichen Deutschen, die dieses Regime und seine Verbrechen erst ermöglicht hatten, verwandelten sich nach dem Krieg von einem Tag auf den anderen in Wesen, die man terrorisiert und gezwungen hatte und die von nichts etwas gewusst hatten. 'Der Terrorapparat' und 'Wir haben nichts gewusst' wurden zu paradigmatischen Sprachklischees in einer mythologisierenden, moralisch neutralen öffentlichen Darstellung der jüngsten Vergangenheit. Deutsche wurden rückwirkend ihrer Eigenschaft, handelnde Wesen zu sein, entkleidet – viele Deutsche wirkten darauf willentlich hin, in bewussten Akten falscher Selbstdarstellung und Neuschöpfung. Die Deutschen wurden ihrer moralischen Verantwortung enthoben, im Voraus entlastet, denn unter moralischem Aspekt gab es nichts mehr oder kaum noch etwas zu untersuchen.
Wer Verbrechen begangen hatte, wurde sogar noch gründlicher seiner Eigenschaft, ein handelndes Wesen zu sein, beraubt. Intellektuelle, die großen Einfluss auf die Denkweise der Akademiker und der Öffentlichkeit hatten, äußerten sich in dem beschönigenden Geist der damaligen Zeit und leisteten diesen Tendenzen noch Vorschub. Am bemerkenswertesten gingen dabei die Vertreter der Totalitarismustheorie vor, vor allem Hannah Arendt, die gleichsam per Dekret die Täter ihres Antisemitismus entkleidete und sie in kleine Bürokraten verwandelte, die ihre Aufgabe erfüllten. Aus ihren Taten machte sie nichts anderes als einen Ausdruck der 'Banalität des Bösen'. Stanley Milgram, der an der Yale-Universität seine Experimente über Gehorsam machte, behauptete im Einklang damit, die Täter seien Robotern vergleichbar, nach Belieben steuerbar von jedem, der Autorität besitzt. Diese und andere Ansichten passten, so sehr sie sich auch in anderer Hinsicht unterscheiden mochten, haargenau zu der ständig gebetsmühlenartig vorgetragenen Vorstellung, die Täter seien, wie andere Deutsche auch, terrorisiert und gezwungen worden. Dass Arendt und Milgram keinerlei nennenswerte Forschung betrieben hatten, was die Täter anging, war für viele Akademiker wie Nichtakademiker unerheblich, und so schlossen sie sich gern den politisch willkommenen, moralisch abstumpfenden und daher für viele tröstlichen Behauptungen an." (ebenda S. 18 – mutiger Mann)
Mich treibt immer noch deine magische Formulierung "Mir kommt die Anspruchshaltung von einem Kollektiv, einer Gesellschaft, unwürdig vor ..." um, und je länger dieser Gedanke durch meine ketzerische Birne spukt, desto mehr Gewicht lagert sich an ihm an: Ich fühle mich weit davon entfernt, diese Äußerung irgendwie in den Griff zu bekommen. Gibt es eine Referenz für ihn, oder stammt der Spruch original von dir?
"Man wurde in die 'Amtskirche' hineingeboren, wählte, wie es die Religion verlangte, zeugte Kinder und erzog sie im Geiste der Religion, in der man aufgezogen worden war. [...] Ausgerechnet in einer vom Wahnsinn des Terrors moralisch verwüsteten Welt sind Sie auf die Idee verfallen, etwas mehr verlangen zu wollen, über diese Fügsamkeit predigende Kollektivreligiosität hinaus: so als könnte man das eigene Leben, auch dessen religiöse Dimension, selber in die Hand nehmen. Eine höchst riskante und folgenreiche Idee!" Beck: "Der eigene Gott", S. 25
Stichwort Freimaurermythologie, Freimaurer-Phantasien:
"Im Grenzenlosen sich zu finden, wird gern der Einzelne verschwinden – da löst sich aller Überdruss.
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen, statt läst'gem Fordern, strengem Sollen sich aufzugeben ist Genuss.
Weltseele, komm, uns zu durchdringen! Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen, wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister, gelinde leitend, höchste Meister, zu dem, der alles schafft und schuf."
"Kein Wesen kann zu nichts zerfallen, das Ewge regt sich fort in allen, am Sein erhalte dich beglückt.
Das Sein ist ewig, denn Gesetze bewahren die lebendgen Schätze, aus welchen sich das All geschmückt.
Das Wahre war schon längst gefunden, hat edle Geisterschaft verbunden – das alte Wahre, fass es an!
Verdank es, Erdensohn, dem Weisen, der ihr, die Sonne zu umkreisen, und dem Geschwister wies die Bahn.
Sofort nun wende dich nach innen, das Zentrum findest du da drinnen, woran kein Edler zweifeln mag.
Wirst keine Regel da vermissen, denn das selbständige Gewissen ist Sonne deinem Sittentag.
Den Sinnen hast du dann zu trauen: Kein Falsches lassen sie dich schauen, wenn dein Verstand dich wach erhält.
Mit frischem Blick bemerke freudig und wandle sicher wie geschmeidig durch Auen reichbegabter Welt. [...]
Was fruchtbar ist, allein ist wahr. [...] Geselle dich zur kleinsten Schar.
Und wie von alters her, im Stillen, ein Liebewerk nach eignem Willen der Philosoph, der Dichter schuf.
So wirst du schönste Gunst erzielen, denn edlen Seelen vorzufühlen ist wünschenswertester Beruf."
Es ist wesentlich verzwickter und komplizierter, als du es dir in deinen wildesten Träumen vorstellen könntest, Monsieur Édouard. Und außerdem müsste man, um diese Geschichte auch nur ansatzweise zu verstehen, für einen Moment aus dem Dunstkreis des Katholizismus heraustreten, genaugenommen aus dem Dunstkreis aller möglicher "Ismen". Ja sogar über den Horizont permanent penetrierter Staatsbürger-Erziehung hinaus. Dafür fehlt dir nun wirklich jegliches Talent. Also was soll's. Wer so gnadenlos in seiner Kindheitsfrömmigkeit badet, ist das ganze Gegenteil von intellektuell integer. Ich hatte dir zu verstehen gegeben, dass du als ernstzunehmender, seriöser "Disputant" die Grundvoraussetzung Nr. 1 vermissen lässt: bringing an open mind to the table. Außerdem entstellt die ZDF-Moderationspolitik meine Kommentare jetzt sowieso: Zermürbungstaktik.
Ich finde es jedenfalls sehr bezeichnend, dass Goldhagen als Antwort auf die Generaldebatte, die er mit "Hitlers willige Vollstrecker" in Deutschland ausgelöst hat, die Rolle der römischen Priesterbrüder beim faschistischen Reichs-Holocaust des SS-Ordens ins Zentrum einer Schuld-und-Sühne-Analyse stellt. Wissenschaftlich bleibt ihm keine andere Wahl.
Deine persönlichen Erfahrungen mit den Nazis und der Kirche stelle ich hier nicht in Abrede. Es geht um deine Sichtweise auf das Gesamtproblem, die dramatisch beschränkt ist. Wer glaubt denn jedes Wort, das ihm seine Good Shepherds vorbeten und einflüstern und sieht in mir nichts anderes als einen Gegner der Messias-Spiritualität aus dem Süden? But "Christ himself is a powerfully shamanic figure", und viele Christen sind ihm direkt begegnet: "The transition had been a matter of seconds" ...
"And then as I came out of it, and the room sort of re-assembled itself, I said: 'I can't believe it. It's impossible. It's im-possible!' That to call that a 'drug' is ridiculous. It means that you just don't know, you don't have a word for it and so you putter around and you come upon this very sloppy concept of something which goes into your body and there's a change – it's not like that, it's like being struck by noetic lightning."
Das ist ein grundlegend anderes Spiel als sich gegenseitig mit romantischen Psalmen zu bauchpinseln, altertümliche Sprüchlein aufzusagen und ein Leben lang mit einem Zitatebüchlein vorm Kopf durch die Kante zu laufen. Hier begegnet uns wahre Religion und nicht diese Buchklub-Vereinsmeierei, die von Schriftbürokraten selbstherrlich oktroyiert und polizeilich-politisch-psychologisch verwaltet wird.
Wir quasseln hier weder Hochhuth noch Goldhagen und auch nicht James A. Wylie, Edmond Paris, Avro Manhattan, F. Tupper Saussy, Luther Kauffman oder Bill Cooper nach, sondern suchen uns alle relevanten Informationen zusammen, egal woher sie kommen und egal von wem – dann sehen wir weiter.
Nachquasseln ist was für Bornierte, die mit unerschütterlichen Überzeugungen durchs Leben gehen no matter what happens. Ein unverzeihlicher Luxus seit 2001.
Und nun ereifere dich noch schön."Die von Arendt und Sartre errichteten Moralgebäude, so interessant sie auch sein mögen, beruhen auf historischen Fiktionen. Sartre selbst räumte dreißig Jahre nach dem Erscheinen seines Essays 'Überlegungen zur Judenfrage' ein, das Buch sei nahezu reine Erfindung. In einem berühmt gewordenen Interview mit Bernhard-Henri Lévy gestand er, dass 'die Realität des Juden fehlte' und dass er sich für diese Realität oder die jüdische Geschichte nicht interessiert habe, weil er seinerzeit geglaubt habe, dass es so etwas nicht gibt. Lévy, der Sartres Eingeständnis seiner Unwissenheit nicht glauben mochte, wandte ein: 'Aber als du die Überlegungen geschrieben hast, hast du doch eine Dokumentation zusammengestellt?' Sartre erwiderte einsilbig: 'Nein.' Lévy fragte nach: 'Was heißt nein?' Sartres Antwort war unmissverständlich: 'Nie. Ich habe die Judenfrage ohne jede Dokumentation geschrieben, ohne ein jüdisches Buch zu lesen.' (Die Katholische Kirche und der Holocaust, S. 31)
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